Am Ende gab es dann doch einen Überraschungssieger: Das Rassismus-Roadmovie "Green Book" von Peter Farrelly wurde bei der 91. Oscar-Verleihung im Dolby Theatre von Hollywood zum besten Film des Jahres gekürt. Damit komplettierte das in den Südstaaten der 1960er-Jahre spielende Werk ein heuer breites Preisträgerfeld bei der Glamourgala der Filmindustrie.

Lesen Sie hier die besten Sprüche der Oscar-Verleihung 2019!

... und klicken Sie sich durch die aufsehenerregendsten Outfits!

Drei Oscars für "Green Book"

So konnte "Green Book" neben der Königskategorie noch zwei weitere Trophäen auf sich vereinen: Die für das beste Originaldrehbuch und die Nebendarstellerkrone an Mahershala Ali als schwarzer Jazzpianist, der mit seinem italostämmigen Chauffeur im US-Süden auf Tournee geht.

Drei Oscars für "Roma"

Auf ebenfalls drei Auszeichnungen kam am Ende das im Vorfeld hoch gehandelte Schwarz-Weiß-Drama "Roma" des Mexikaners Alfonso Cuaron, der mit zehn Nominierungen gemeinsam mit dem Historienfilm "The Favourite" als Spitzenreiter ins Rennen gegangen war.

Alfonso Cuaron hat gleich seine erste Chance genutzt: Der mexikanische Regisseur, dessen Schwarz-Weiß-Drama mit zehn Nominierungen als Favorit in die 91. Oscar-Gala gegangen ist, wurde in Nacht auf Montag mit dem Preis für die Beste Kamera ausgezeichnet. "Was für eine Ehre", freute sich Cuaron über den Goldbuben, und dankte in einer knappen Rede seinem ganzen Team. Kurz darauf durfte Cuaron für "Roma" auch den Oscar für den Besten fremdsprachigen Film entgegennehmen. Schließlich gewann er mit dem Regiepreis auch einen der prestigeträchtigsten Oscars.

Beste Hauptdarstellerin

Yorgos Lanthimos' "The Favourite" indes konnte nur eine seiner zehn Nominierungen in einen Oscar ummünzen: Olivia Colman schlug mit ihrer Leistung als desolate Queen Anne Ko-Favoritin Glenn Close aus dem Feld, die nun bereits sieben erfolglose Oscar-Nominierungen am Konto hat. "Das ist wirklich im wahrsten Sinne eine stressige Situation", so Colman auf der Bühne.

Sowohl "Roma" von Alfonso Cuaron als auch "The Favourite" von Yorgos Lanthimos waren je zehn Mal nominiert. Bisher blieb es aber bei zwei Auszeichnungen für "Roma" und einer für "The Favourite".

Bester Hauptdarsteller

An die Spitze der Gewinner setzte sich indes mit der Freddie-Mercury-Biografie "Bohemian Rhapsody" eine ungleich breitenwirksamere Produktion. Neben drei Ehrungen in den Ton- und Schnittkategorien gab es auch für Hauptdarsteller Rami Malek den begehrten Goldbuben.   "Oh, mein Gott." Der US-amerikanische Schauspieler Rami Malek war selbst überwältigt. "Ich war vielleicht nicht die naheliegendste Wahl, aber es hat offenbar funktioniert", meinte der 37-Jährige in Richtung der Produzenten.

Und nicht zuletzt reihte sich das ebenfalls an den Kinokassen reüssierte schwarze Actionspektakel "Black Panther" mit drei Oscars für Kostüme, Soundtrack und Szenenbild in die Liste der Mehrfachgewinner ein.

Adaptiertes Drehbuch

Ebenfalls ein afroamerikanisches Thema dominierte die Auszeichnung für das adaptierte Drehbuch, das an Spike Lees Politsatire "BlacKkKlansman" ging. Der kampfeslustige 61-Jährige erinnerte in seiner Dankesrede daran, dass seine Ethnie vor 400 Jahren aus Mutter Afrika entführt worden sei und dankte seiner Großmutter, die noch Tochter von Sklaven gewesen sei und ihn dennoch durchs College gebracht habe. Lee beendete seine Rede mit einem Appell: "Die 2020 Präsidentenwahl steht vor der Tür", so Lee: "Trefft die moralische Wahl zwischen Hass und Liebe."

Beste Nebendarstellerin

Der erste Oscar des Abends für die Beste Nebendarstellerin ging an Regina King. Die 48-jährige Afro-Amerikanerin gewann die begehrte Trophäe für ihre Rolle in dem Drama "If Beale Street Could Talk" von Barry Jenkins. Darin spielt sie eine Mutter, die ihre schwangere Tochter mit aller Entschlossenheit unterstützt, und alles dafür tut, deren unschuldig im Gefängnis sitzenden Verlobten wieder frei zu bekommen.

Männlicher Nebendarsteller

Bei den männlichen Nebendarstellern konnte sich wie erwartet Mahershala Ali für seine Leistung als schwarzer Jazzmusiker auf Südstaatentour in "Green Book" durchsetzen. "Ich möchte das meiner Großmutter widmen", die ihm beigebracht habe, positiv zu denken und den Glauben vermittelt habe, alles erreichen zu können, wenn er hart daran arbeite.

Gefreut hat sich dann Ruth Carter über die Auszeichnung für "Black Panther". "Wow, ich habe ihn", sagte sie mit dem Oscar in Händen. "Das hat lange gedauert", verwies sie auf ihre bisherigen Nominierungen und dankte neben ihrem Filmteam auch Regisseur Spike Lee, mit dem sie für "Malcom X" zusammengearbeitet hat. Sie betonte auch, wie wichtig es ist, Frauen auf der Leinwand zu zeigen - "und zwar, wie sie aussehen und wie sie führen können".

"Bohemian Rhapsody"

"Bohemian Rhapsody" konnte bei Tonschnitt und -Mischung sowie im Schnitt bereits drei seiner fünf Nominierungen realisieren. Auch der afroamerikanische Superheldenfilm "Black Panther" hat bereits drei Oscars abgeräumt: Für Szenenbild, Kostüme und Soundtrack. Der achtfach nominierte Musikfilm "A Star is Born" von Bradley Cooper, der bis dato keine Statuette für sich reklamieren konnte, erhielt schließlich beim besten Song für die von Lady Gaga gemeinsam mit Cooper auch live performte Nummer "Shallow" die Auszeichnung.

Wie King kämpfte später auch Lady Gaga mit den Tränen. Die Popsängerin hat sich mit ihrer Leistung in "A Star is Born" nicht nur eine Nominierung als beste Hauptdarstellerin erkämpft, sondern konnte schlussendlich einen Goldbuben für den besten Song ("Shallow") mitnehmen. "Das ist wirklich harte Arbeit", rief sie in Erinnerung, dass man alles erreichen könne, wenn man nur wirklich daran glaube.

"Spider-Man"

Als Superheld hat man es gut bei den diesjährigen Oscars: Etwas überraschend hat sich "Spider-Man: Into the Spider-Verse" als bester Animationsfilm durchgesetzt und damit Konkurrenten wie Wes Andersons "Isle of Dogs" oder "Die Unglaublichen 2" ausgestochen. Bei den animierten Kurzfilmen konnte sich "Bao" aus dem Hause Pixar durchsetzen. In der Kategorie für Make-up/Frisuren konnte die Politsatire "Vice" reüssieren, in der der britische Schauspieler Christian Bale zum ehemaligen US-Vizepräsidenten Dick Cheney wurde.

Bester Dokumentarfilm

Der Kletterfilm "Free Solo" ist danach zum besten Dokumentarfilm gekürt worden. Das Werk der Filmemacher Elizabeth Chai Vasarhelyi, Jimmy Chin, Evan Hayes und Shannon Dill zeigt Freeclimber Alex Honnold, der den El Capitan besteigen will. Erstmals seit drei Jahrzehnten geht die Oscar-Gala ohne Host über die Bühne, nachdem der vorgesehene Komiker Kevin Hart wegen homophober Scherze zurückgezogen hatte.

Dafür wurde es aber mehrfach gesellschaftspolitisch: Nicht nur Javier Bardem sprach sich in einem auf Spanisch gehaltenen Statement für eine offene Gesellschaft des Miteinanders aus. Immer wieder kamen die kreativen Leistungen von Minderheiten zur Sprache, holte sich außerdem der auch mit 61 noch sehr angriffslustige Spike Leeeinen Oscar für das beste adaptierte Drehbuch ("BlacKkKlansman") ab und dachte dabei schon an die Zukunft: "Die 2020 Präsidentenwahl steht vor der Tür", so Lee: "Trefft die moralische Wahl zwischen Hass und Liebe."

Nicht nur sein Sieg zeigte, dass die OscarssoWhite-Diskussion vor ein paar Jahren Nachwirkungen hatte: Schwarze Frauen und Männer haben mittlerweile ihren festen Platz bei der Gala gefunden. Mit Malek, Ali und der als beste Nebendarstellerin ausgezeichneten Regina King ("If Beale Street Could Talk") ging erstmals eine Mehrheit der Darstellerpreise an Schauspieler mit nicht-weißer Hautfarbe.

Roter Teppich

Am Roten Teppich zeigte sich wieder das bunte Meer der edlen Kleider, hatten sich 2018 doch zumindest einige Darstellerinnen aus Protest in Schwarz gewandet, um ihre Unterstützung der #MeToo- und der Time's up-Bewegung gegen die Benachteiligung von Frauen im Filmbusiness zu signalisieren. Nun präsentierte sich Glenn Close als Topfavoritin auf den Hauptrollen-Oscar der Damen in einer knapp 20 Kilogramm schweren Goldrobe.

Ihre in der Nebendarstellerinnen-Kategorie nominierte Kollegin Rachel Weisz kam dagegen im vermutlich ungleich leichteren, roten Latex - während ihre Spartenkonkurrentin Amy Adams den weiblichen Teil ihrer Familie im Schlepptau am Teppich hatte. Dass nicht nur die Damen farbenfroh in die Gala gehen, stellte indes "Aquaman" Jason Momoa im rosafarbenen Samtanzug unter Beweis. Und Spike Lee - erstmals nominiert in der Regiesparte für "BlackKklansman" - erschien mit goldfarbenen Turnschuhen.

Die Gala selbst begann mit äußerst rockigen Klängen: Als Einstimmung auf die mehrstündige Preisverleihung war die britische Rocklegende Queen mit Sänger Adam Lambert gesetzt. Das passte, darf sich das Queen-Biopic "Bohemian Rhapsody" doch in mehreren Kategorien Hoffnungen auf eine Auszeichnung machen. "Welcome to the Oscars", rief Lambert.