Unser Favorit für den besten Film: Roma
Dass mexikanische Regisseure fabelhafte Filme machen, ist nicht neu: Guillermo del Toro („The Shape of Water“), Alejandro González Iñárritu („Birdman“, „Revenant“) oder Alfonso Cuarón („Gravity“) vergoldeten sich zuletzt in der Königsklasse „Bester Film“. Keines dieser Werke handelt aber von Mexiko – nun könnte Cuarón das mit seinem sinnlichen Film „Roma“ über seine Kindheitserinnerungen ändern. Es wäre eine gute, mutige Wahl und wohl ein Richtungsentscheid.
Alternative: „The Favourite“ von Yorgos Lanthimos
Übergangen: „If Beale Street Could Talk“ von Barry Jenkins
Unser Favorit für die beste Regie: Alfonso Cuarón
Die Erinnerungen an seine Muchacha, sein Kindermädchen, stammen von ihm, ebenso Drehbuch, Möbel, Kleidung und die Kamera – dieser Film ist zu 100 Prozent Alfonso Cuarón. Er schenkte seinen Zuschauern mit der 65-Millimeter-Digital-Technik, die an das größte Kinoformat 70 mm angelehnt ist, das schärfste, nuancenreichste Schwarz-Weiß seit Langem. Ein preisgekrönter Film – wie fürs Kino gemacht. Und dabei eine Netflix-Produktion – was das bedeutet, lesen Sie unten.
Alternative: Yorgos Lanthimos für „The Favourite“
Übergangen: Marielle Heller für „Can You Ever Forgive Me?“
Favoritin für die beste Hauptdarstellerin: Glenn Close
In dieser Kategorie fällt die Auswahl am schwersten – jede Schauspielerin drängt sich für einen Oscar auf –, eine überstrahlt sie jedoch alle: Glenn Close. Es ist die siebente Nominierung für die 71-Jährige und für ihr brillantes, nuancenreiches Spiel in winzigen Gesten und Blicken, die wie stille Schreie sind, scheint ihr der hochverdiente erste Oscar sicher zu sein – auch wenn es die einzige Nominierung für „Die Frau des Nobelpreisträgers ist“.
Alternative: Olivia Colman für „The Favourite“
Übergangen: Emily Blunt für „A Quiet Place“ und „Mary Poppins’ Rückkehr“
Unser Favorit für den besten Hauptdarsteller: Christian Bale
Es ist eine unheimliche und körperlich extreme Wandlung, der sich Christian Bale für die Rolle des machtbesessenen US-Vizepräsidenten Dick Cheney unterzogen hat – dafür wurde er zuletzt auch mit einem Golden Globe und einem Critics’ Choice Movie Award auszeichnet. Bale, der bereits einen Oscar hat, nahm 20 Kilo zu, trug Prothesen und Make-up und verkörpert den Ex-Vize über vier Jahrzehnte in einem leisen, bedrohlichen und gegenläufigen Spiel.
Alternative: Rami Malek für „Bohemian Rhapsody“
Übergangen: Lucas Hedges für „Der verlorene Sohn“, Ethan Hawke für „First Reformed“
Unsere Favoritin für die beste Nebendarstellerin: Amy Adams
Eine hochkarätig besetzte Kategorie mit sogar zwei wunderbaren Schauspielerinnen eines Films: Rachel Weisz und Emma Stone in „The Favourite“. Das Rennen machen sollte aber eine andere: Amy Adams in „Vice“, die mit ihrer eisernen Laune an der Seite von Christian Bale als Vizepräsidentengattin Lynne mit immensem Ehrgeiz, nervöser Note und optisch ebenso kaum wiederzuerkennen betört. Es ist ihre achte Nominierung – es wäre also höchst an der Zeit.
Alternative: Regina King für „If Beale Street Could Talk“
Übergangen: Margot Robbie für „Maria Stuart“
Unser Favorit für den besten Nebendarsteller: Mahershala Ali
Es wäre nach „Moonlight“ der zweite Oscar für die beste
Nebenrolle: Mahershala Ali hätte diesen Preis für die Verkörperung des distinguierten Pianisten Don Shirley in der Wohlfühlgeschichte über die Rassenbeziehungen nach wahrer Begebenheit in den USA zweifelsohne verdient. Zuletzt trübte Kritik von Shirleys Familie den aussichtsreichen Kandidaten. Offen bleibt die Frage, warum Viggo Mortensen als Hauptdarsteller, Ali nur als Nebendarsteller nominiert ist.
Alternativ: Richard E. Grant für „Can You Ever Forgive Me?“
Übergangen: Timothée Chalamet in „Beautiful Boy“