Donald Trump, darf man annehmen, wird das gefallen: Die Academy, die die Oscars vergibt, hat sich heuer einen Fauxpas nach dem anderen geleistet. Bei der Oscar-Gala am Sonntag steht Hollywood eine Katastrophennacht bevor: Eine Panne nach der anderen prägten die Vorbereitung zur Verleihung der wichtigsten Filmpreise der Welt.
Trump hasst Hollywood, das seiner Präsidentschaft dezidiert kritisch gegenübersteht. Mit viel Häme zog der ehemalige Reality-TV-Star schon in den letzten Jahren über die fallenden Fernsehquoten der Gala her. Diesmal könnte er dazu mehr Grund denn je haben. Schon bei den Vorbereitungen zur Oscar-Nacht unterlief der Academy ein Schnitzer nach dem anderen. Das ist die Parade der Peinlichkeiten.
Soeben erfunden, schon wieder verworfen
Um auch Filme auszeichnen zu können, die es normalerweise nicht zu Oscar-Ehren schaffen, beschloss die Academy heuer erstmals einen Oscar für den "populärsten Film" zu vergeben - als Auszeichnung für umsatzträchtige Blockbuster, die für die Studios Milliarden scheffeln, es sonst höchstens in eine der Ausstattungskategorien schaffen.
Actionthriller, Superheldenfilme: als oscarwürdig haben die noch nie gegolten. Heuer sollte es erstmal soweit sein. Die hastig eingeführte Kategorie stieß aber - man höre und staune - auf Widerstand der Filmindustrie. Einen "Trost-Oscar", der nicht nach künstlerischen Gesichtspunkten vergeben wird, wollte dann doch keiner.
Positiver Nebeneffekt: Der erfolgreichste Film des Vorjahres, "Black Panther", hat es nach mehreren anderen Ehrungen nun auch in die Vorauswahl für den besten Film geschafft. Kevin Feiges ungewöhnlichen Fantasyepos um den afrikanischen Superhelden T'Challa (Chadwick Boseman) werden sogar ganz gute Chancen auf den Hauptsieg eingeräumt.
Verlorener Gastgeber
Dass Comedian Kevin Hart die Oscars moderieren sollte, entzückte das Web gefühlt gerade ein paar Minuten lang. dann tauchten alte Tweets von ihm auf, in denen Hart schwer homophobe Scherze machte. Der Komiker entschuldigte sich eher halbherzig und trat nach einigen Tagen zurück: Sein Auftritt solle nicht von all den tollen Künstlern ablenken, an die es an diesem Abend gehe, so Hart. Versuche, ihn umzustimmen schlugen fehl. Auch dass Talk-Masterin Ellen DeGeneres, vor wenigen Jahren selbst Oscar-Gastgeberin, ihn in ihrer Sendung beschwor, änderte daran nichts mehr. Hektisch wurde danach für Ersatz gesucht - aber nicht gefunden. Jetzt soll eine Moderatorenparade aus Hollywood-Superstars den verfahrene Karren wieder flott machen.
Versteckte Preisträger
Jüngst sorgte noch diese geplante Änderung für einen Aufschrei: Weil die mindestens dreistündige Gala den meisten zu lange dauert und den TV-Quoten auch nicht gerade gut tut, verkündete die Academy, man wolle vier der heurigen Oscars während der in Amerika üblichen langen Werbepausen vergeben - und von den Ehrungen für die beste Kamera, den besten Schnitt, das beste Make-up und den besten Kurzfilm nur kurze Zusammenfassungen einblenden. Gegen dieses Entscheidung gab es wütende Proteste von Filmschaffenden und Gewerkschaften - solange, bis die Academy auch diese Änderung zurück nahm - und nun die Ehrung in allen Kategorien wie üblich überträgt. Besonders gut überdacht und begründet, lässt sich daraus schließen, sind die Entscheidungen der Oscar-Academy wohl nicht.
Gleiches gilt für die Idee, nur noch zwei der für den besten Filmsong nominierten Lieder live auf der Bühne performen zu lassen. Auch diese Änderung wurde nach dem Vorwurf der Bevorzugung von Academy-Lieblingen wieder zurück- und von der Öffentlichkeit kopfschüttelnd zur Kenntnis genommen
Bleibt wenigsten ein Trost: An den Filmen und KünstlerInnen liegt es nicht. Die Auswahl der Nominierten kann sich sehen lassen, auch wenn die Gala zur Parade der Peinlichkeiten werden sollte.