Berlinale-Chef Dieter Kosslick ist stolz, dass Schauspielerin Juliette Binoche bei seinem Filmfestival die Rolle der Jury-Präsidentin übernimmt. Die Oscar-Preisträgerin gilt als wählerisch. Hier aber hat sie zugesagt. "Danke für diese große Ehre und die Einladung zu Deiner letzten Berlinale, lieber Dieter, das bedeutet mir unglaublich viel", teilte die 54-Jährige mit.
Juliette Binoche hat viele Erinnerungen an die Berlinale. Schon einer ihrer ersten wichtigen Spielfilme lief hier 1987: "Die Nacht ist jung". Fünf Jahre später wurde ihre nächste Zusammenarbeit mit Regisseur Leos Carax bejubelt: "Die Liebenden von Pont-Neuf". 1993 erhielt die gebürtige Pariserin ihre erste Auszeichnung in Berlin.
1997 war dann das Jahr ihres großen Triumphs: Binoche bekam den Silbernen Bären als beste Schauspielerin für ihre Verkörperung der Krankenschwester Hana in der Romanverfilmung "Der englische Patient". Weltweit folgten Preise für diese Rolle, auch ein Oscar als beste Nebendarstellerin. Seitdem kann die Tochter eines Künstlerehepaares unter vielen Angeboten wählen.
Das tut sie stets mit Gespür für Qualität. Binoche begeistert in Komödien wie 2000 in "Chocolat" (Regie: Lasse Hallström), in Psychodramen wie Michael Hanekes "Cache" und philosophisch angehauchten Seelenbildern, wie dem Mitte Februar startenden Zeitgeist-Gemälde "Die Blüte des Einklangs" der japanischen Regisseurin Naomi Kawase.
Binoche kann vieles spielen, egal ob naiv oder durchtrieben. Kein Wunder, dass sie in ihrer Heimat als "Frau mit den tausend Gesichtern" gefeiert wird. Entscheidender für ihre Wirkung ist allerdings, dass Binoche über eine seltene Gabe verfügt: Sie gestaltet Charaktere so intensiv, dass sie ungemein wahrhaftig anmuten. Dazu gelingt es ihr, den Zuschauern das Gefühl zu schenken, sie könnten den Figuren beim Denken zusehen.
Binoche wurde nach Angaben der Berlinale als erste europäische Schauspielerin mit Preisen auf den drei wichtigsten europäischen Festivals in Berlin, Cannes und Venedig ausgezeichnet. Doch sie ist nie Starallüren verfallen. Fragen zum Privatleben beantwortet die Mutter einer Tochter und eines Sohnes nur knapp. Etwas wortreicher war sie jetzt zu ihrer Aufgabe als Präsidentin der diesjährigen Berlinale-Jury: "Ich freue mich auf dieses besondere Rendezvous mit der gesamten Jury und werde meine Aufgabe mit viel Freude und Sorgfalt angehen."