Die Rolle des Agenten Jack Bauer in der atemberaubenden Thriller-Serie „24“ machte ihn zum Weltstar: Kiefer Sutherland. Bis heute drehte der mit einem Stern auf dem Hollywod-Walk-Of-Fame geehrte Kanadier mehr als 80 Filme. Vor zwei Jahren begann Sutherland eine zweite Karriere – als Sänger. Mit seiner Whiskey-getränkten Country-Musik lässt der Actionstar andere Sänger aus Hollywood ziemlich alt aussehen und tourt durch die ganze Welt. Sein Serien-Job als US-Präsident erstreckte sich bislang auf zwei Staffeln mit 43 Folgen.
Herr Sutherland, in der Netflix-Serie „Designated Survivor“ verkörperten Sie Thomas „Tom“ Kirkman, den Präsidenten der USA. Würde er Milde walten lassen gegenüber jemandem, der im Todestrakt sitzt?
Kiefer Sutherland: Naja, er würde ihn nicht laufen lassen, aber auch nicht hinrichten. Er ist ein Gegner der Todesstrafe. Genau wie ich.
Finden Sie es cool, am Set mit Mr. President angesprochen zu werden oder ist Kirkman für Sie eine Rolle wie jede andere?
Nein, diese Rolle ist anders. Als jemand, der sein Leben in Kanada und den USA verbracht hat, bin ich mit Bildern aus dem Oval Office aufgewachsen. Ich vergesse nie, wie ich das erste Mal am Set war. Ich stand irgendwie aufrechter als sonst und sprach auch viel deutlicher. Das Oval Office im Westflügel des Weißen Hauses übt einen starken Einfluss auf mich aus. Ich finde, die Leute darin sollten sich respektvoll verhalten. Für einen Schauspieler ist diese Rolle eine tolle Herausforderung. Wie benimmt sich ein Präsident und was ist seine Politik? Und in welche Zwickmühlen kann er geraten? Egal in welche Richtung er sich bewegt: 50 Prozent der Leute werden ihn immer hassen. Das ist das Problem des Zwei-Parteien-Systems in den USA und die größte Herausforderung dieses Amtes. Die bedeutendsten amerikanischen Präsidenten waren Abraham Lincoln und John F. Kennedy. Ihnen gelang es, beide Fraktionen zu vereinen.
Ihr Kirkman ist ein sehr unerfahrener Staatschef. Beeinflusst der amtierende Präsident Donald Trump zuweilen Ihre Rolle?
Ja, aber nicht in positiver Weise. Meine persönliche Meinung über Donald Trump einmal außen vor gelassen, hatte Amerika in seiner Geschichte noch keinen Präsidenten, der die Nation so sehr gespalten hat wie er. Präsident Kirkman hingegen, den ich im Fernsehen darstelle, tut alles, um die Amerikaner näher zusammen zu bringen.
Als Schauspieler wurden Sie bekannt, aber zuletzt hat es Ihnen auch die Musik angetan. Was können Sie über Ihr zweites Album verraten?
Es ist bereits fertig und wird noch dieses Jahr erscheinen. Ich habe es in Los Angeles in den Studios von Capitol Records aufgenommen. Damit habe ich mir einen Traum erfüllt. Den Song „This Is How It’s Done“ gibt es bereits bei iTunes.
Sammeln Sie noch Gitarren?
Nein, nicht mehr. Es wurden einfach zu viele. Was soll ich mit 35 Gitarren? Deshalb habe ich mir selbst eine Strafe auferlegt: Immer wenn ich mir eine neue anschaffe, muss ich eine alte verkaufen.
In welcher Etappe Ihrer langen Karriere befinden Sie sich?
Ich glaube, als Schauspieler bin ich an einem Punkt angelangt, an dem ich begriffen habe, was ich da genau tue. Vor allem weiß ich, was ich will, welche Rollen ich spielen und wie ich sie mir erarbeiten will. Was das betrifft, ruhe ich in mir selbst. Und was die Musik angeht: Sie ist für mich immer noch so neu, dass ich mich zuweilen wie 22 fühle. Sehr aufregend! Diese beiden Arten von Empfindungen ausleben zu dürfen ist wundervoll. Das ist wahrscheinlich der Grund, weshalb ich seit Jahren keinen einzigen freien Tag mehr hatte.
Olaf Neumann