Sie haben Regisseur Michael Gracey, ein Landsmann von Ihnen, für „Greatest Showman“ begeistert. Für ihn wurde es der erste große Film. Was hat Ihren Enthusiasmus so geschürt?
HUGH JACKMAN: Die Person des P. T. Barnum. Er war arbeitslos, als er eine Riesenidee hatte. Er gründete das American Museum Of Curiosity, wo man Menschen mit allerlei körperlichen Abnormitäten bestaunen konnte. Dann stellte er mit ihnen sowie mit Artisten und Tänzern eine Show zusammen. Mit dem Barnum & Bailey Circus legte er den Grundstein für das moderne Showbusiness.
War es leicht, den Film auf die Beine zu stellen?
Im Gegenteil. Seit mehr als 24 Jahren, also nach der großen Metro-Goldwyn-Mayer-Zeit, hatte es kein Film-Originalmusical mehr in Kinos gegeben.
Dann kam „La La Land“ mit sechs Oscars. Man verpflichtete für „Greatest Showman“ das Team, das damals die Songs verantwortete. Hat das geholfen?
Die Pläne für unser Projekt existierten schon vorher. Nur haben sich viele Geldgeber lange Zeit nicht getraut.
Regisseur Michael Gracey erzählt eine unglaubliche Story über Ihre Leidenschaft für „Greatest Showman“. Es ging um eine große Präsentation einen Tag, nachdem Ihre Nase wegen Hautkrebs operiert worden war?
Nach unendlichen Mühen war es Michael gelungen, einen Termin mit den Capos der Firma 20th Century Fox aufzustellen. Ihnen sollte die Show live vorgespielt werden.
Was hat Ihr Arzt gesagt?
Er meinte: „Wenn du da machst, dann verpiss dich! Deine Nähte können platzen!“ Und so willigte ich ein, dass ein anderer für mich singen sollte, ich würde nur die Lippenbewegungen machen. Wir begannen wie vorgesehen. Ich markierte. Doch dann stimmte der Chor den Song „From Now On“ an. Ich fing an mitzuträllern. Ich habe diesen Song heiß geliebt, konnte mich nicht mehr zurückhalten, stimmte voll mit ein.
Mit welchen Folgen?
Die Nähte öffneten sich. Ich musste noch einmal operiert werden. . .
Dieser P. T. Barnum: War er der Walt Disney seiner Zeit?
Er war der Steve Jobs, der Jay-Z und wohl auch der Walt Disney seiner Zeit. Disney sah viele Dinge, die andere längst noch nicht erkannten. Und Barnum liebte Spaß über alles. Ich habe da eine herrliche Geschichte gelesen: Er inszenierte eine große Show, als er das Skelett eines fast vier Meter großen Mannes in Iowa begraben ließ. Es war wohl ein künstliches Skelett. Ein Farmer hat es 20 Jahr später zufällig ausgebuddelt und wollte es um 5000 Dollar verkaufen. 2000 hat er gekriegt. Barnum hat sich über dieses Ende seines Streichs zerkugelt.
Er hat eine Show mit körperlich abnormen Menschen à la „Elefantenmann“ zusammengestellt. Was soll man davon halten?
Er erklärte diesen „Künstlern“: „Dass ihr anders seid, macht euch zu etwas Besonderem!“ Tatsächlich wurden sie vom Publikum geliebt und verehrt. Somit war das letztendlich eine positive Tat. Und eine mutige.
Sehen wir im Kino den „echten“ Barnum?
Nun, den allerbesten Charakter hatte er wohl nicht. Auch leuchtet im Film über seiner Ehe der Glorienschein. In Wirklichkeit war sie nicht sehr glücklich. Ja, wir haben uns „künstlerische Freiheit“ genehmigt.
Sie zählen zu den beliebtesten und angenehmsten Hollywood-Stars. Wie kommt das?
Ich höre nicht auf zu lernen. Im Oktober werde ich 50. Manche fühlen sich schon mit 30 alt. Ich habe eine Freundin, die 96 und nach wie vor offen für alles ist. Sie hat mir eingeredet, zu meditieren. Mache ich.
Was ist für Sie das Schönste am Erfolg?
Bevor sie ein Restaurant betreten, lesen viele Menschen draußen im Aushang die Speisekarte, um zu sehen, wie teuer das ist. Das Schönste am Erfolg ist für mich, dass ich den Aushang nicht mehr lesen muss.
Ludwig Heinrich