"The Square" ist der beste europäische Film des Jahres. Die Gesellschaftssatire des schwedischen Regisseurs Ruben Östlund ist bei der 30. Verleihung der Europäischen Filmpreise am Samstagabend in Berlin in der Königskategorie ausgezeichnet worden - und hat auch in weiteren zentralen Kategorien abgeräumt.
Insgesamt sechs Preise gab es für den Film: Östlund konnte sich sowohl in der Drehbuch- als auch in der Regiesparte durchsetzen, Hauptdarsteller Claes Bang wurde als bester Schauspieler und Josefin Asberg als Szenenbildnerin geehrt. Auch den Titel "beste Komödie" kann die bitterböse Satire auf den zeitgenössischen Kunstbetrieb für sich beanspruchen.
"Ich weiß nicht, ob wir wirklich so viel verdient haben", so der Regisseur. Er wollte einen Film schaffen, "der uns etwas über unsere heutige Zeit erzählt", sagte Östlund bei einer seiner vielen Dankesreden an diesem Abend. "Zugleich sollte er wild und unterhaltsam und aufregend sein." Eine Charakterisierung, wie sie der europäische Film oft erfülle, so Östlund, der etwa den Vorjahressieger "Toni Erdmann" hervorhob.
2016 hatte Maren Ades Vater-Tochter-Geschichte fünf Preise abgeräumt, darunter die Auszeichnung als bester Darsteller für den Steirer Peter Simonischek. Diesmal gab es immerhin den Publikumspreis für eine deutsch-österreichische Koproduktion: Maria Schraders biografisches Drama "Vor der Morgenröte" über die letzten Lebensjahre des Dichters Stefan Zweig war der populärste Film dieser Verleihung. Die Hauptrolle in dem Film spielt Josef Hader.
Vorab hatten viele die ebenso in der Königskategorie als bester Film nominierte Liebesgeschichte "Körper und Seele" der Ungarin Ildiko Enyedi favorisiert. Dafür gab es letztlich nur den Preis für die beste Darstellerin Alexandra Borbély. Beste Doku wurde Anna Zameckas "Communion", bester Animationsfilm "Loving Vincent" von Dorota Kobiela und Hugh Welchman.
Regisseur Alexander Sokurow wurde mit dem Preis für sein Lebenswerk geehrt, der Ehrenpreis für einen europäischen Beitrag zum Weltkino ging an Julie Delpy. Sie bedankte sich mit einer hoch emotionalen Rede: "Ich bekomme diesen Preis dafür, dass ich seit über 30 Jahren in diesem Geschäft überlebe", sagte die amerikanisch-französische Schauspielerin und Filmemacherin ("Before Sunrise") bezugnehmend auf Sexismus in der Filmbranche. Jahrelang seien ihr Türen vor der Nase zugeknallt worden - zuletzt, als Geldgeber ihr drei Wochen vor Beginn der Vorbereitungen für ihren nächsten Film die Finanzierungszusage entzogen hätten. "Sie hatten Angst vor 'zu emotionalen Frauen'", sagte die vor Nervosität zitternde Delpy, "aber ich gebe nicht auf."
Eine Tombola beim Galadinner im Anschluss an die Verleihung solle helfen, das nötige Geld aufzustellen, um wie geplant im Februar mit den Dreharbeiten in Berlin zu beginnen, scherzte Delpy, ehe ihre Stimme brach: "Denn auch wenn ich sehr widerstandsfähig bin: Ich weiß nicht, ob ich das überlebe."