Mit politischen Appellen und vor allem dem Gedenken an den verstorbenen Langzeitdirektor Hans Hurch ist Donnerstagabend die Viennale in ihre 55. Ausgabe gestartet. Bei der offiziellen Eröffnungsgala im Gartenbaukino widmeten die Redner vor dem Auftaktfilm "Lucky" die heurige Ausgabe ganz dem im Juli überraschend verstorbenen Impresario.

"Du hast nie auf Dein Herz gehört, wenn es Dich gewarnt hat", bedauerte Interimsdirektor Franz Schwartz in Erinnerung an den in Rom an Herzversagen verstorbenen Hurch. Der 64-Jährige fehle schrecklich, auch und gerade an diesem wichtigen Abend: "Du würdest uns in Deiner Rede verbal an den Ohren ziehen. Dort, wo Du jetzt bist, gehörst Du nicht hin: Du gehörst in diese Stadt." Das Team der Viennale habe die traurige Realität aber akzeptiert und die 21. Viennale von Hans Hurch finalisiert. Wichtig sei nun, dieses Erbe auch für die Zukunft nach Hans Hurch zu bewahren - unmittelbar nach dem heurigen Festival soll die Neuausschreibung der Festivalleitung ab 2018 erfolgen: "Es wird an uns liegen, dass dieses Festival in Form und Inhalt so bedeutsam bleibt wie bisher."

Der verstorbene Viennale-Chef Hans Hurch
Der verstorbene Viennale-Chef Hans Hurch © APA/HERBERT NEUBAUER

Mit den Tränen hatte Viennale-Geschäftsführerin Eva Rotter zu kämpfen, als sie ihrem Team für die große Leistung dankte: "Die Tage nach Hans' Tod waren wie in einer Nebelwolke - und doch wussten wir, dass es weitergehen muss." Sie erinnere sich noch an die Gespräche mit Hans Hurch nach der Viennale 2016: "Es war für ihn ein perfektes Festival. Und dann fügte er hinzu: Eigentlich hätte ich mit diesem Festival meine Viennale-Zeit beenden sollen." Dieser Gedanke sei auf tragische Weise Realität geworden.

Aus gesundheitlichen Gründen lediglich seine briefliche Grüße konnte Viennale-Präsident Eric Pleskow übermitteln, ist der in den USA lebende Altösterreicher doch mittlerweile im stattlichen Alter von 93 Jahren: "Niemand hätte gedacht, dass ich Hans Hurch überleben würde." Und er bedauere angesichts des Ausgangs der Wahl in Österreich, mit seinem alten Freund nicht politische Gedanken austauschen zu können. Zugleich zeigte sich der Exilant, der Wien einst wegen der Nazis verlassen musste, aus politischer Sicht altersmilde: "Aus der Perspektive von Donald Trumps Amerika aus gesehen, wirkt die Situation weit weniger dramatisch." Er versichere seinen Freunden stets: "Gegen Donald Trump und die Republikaner wirkt selbst Heinz-Christian Strache wie ein Kommunist."

Die politische Bedeutung der Viennale sei immens, betonte indes Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ). Das Festival stehe für eine weltoffene Stadt, mache einem weltoffenen Publikum die Fenster auf. Das Motto müsse denn auch in Zukunft lauten: "Vielfalt statt Einfalt." Deshalb gelte es, über die bereits Überzeugten hinauszudenken: "Das wird die Aufgabe der Zukunft für dieses Festival sein: Es wird Zeit, dass wir aus den Kinosälen herausgehen und zusätzliches Publikum gewinnen. Diese Viennale ist eine ganz wichtige Plattform der Offenheit und Anregung für Wien - und sie soll es bleiben."