Fast dreißig Jahre arbeitet der US-amerikanische Schriftsteller Stephen King an seinem achtbändigen Romanzyklus „Der dunkle Turm“ Nun liegt die 94-minütige Verfilmung dieses Monumentalwerks vor und die lässt so ziemlich alle Wünsche offen. Der dänische Regisseur und Drehbuchautor Nikolaj Arcel („Die Königin und der Leibarzt“) bastelte eine Schmalspurversion zusammen, die weder das Spannende dieser Fantasyreihe ins Bild rückt noch sonst wie zu überzeugen vermag.
Die Besetzung der zentralen Rollen mit Matthew McConaughey als Mann in Schwarz und Idris Elba als übergebliebenem Revolvermann schaut auf den ersten Blick höchst interessant aus, doch hat Arcel bei den Dreharbeiten das Fach Personenführung konsequent geschwänzt. McConaughey grimassiert, droht, dass die Anhänger von Schmierentehater ihre hellste Freude haben können. Arcel legt auch keinen Wert darauf, wenigstens in einer Grundstruktur Kings „Multiversum“ zu versinnbildlichen. Idris Elba kommt als Revolvermann mitunter wie ein Django-Abziehbild daher. Tom Taylor, der den zwölfjährigen Jake spielt, dessen Albträume als Schuhlöffel fürs Verständnis der (unplausibel) simplifizierten Geschichte dient, macht seine darstellerische Sache recht gut. Auch wenn sich in dramaturgischer Hinsicht die Frage stellt, wie weit Jakes Funktionalisierung als Revolverschütze von Kindesmissbrauch entfernt ist.
King hat mit so mancher Vorlage für Hollywood-Streifen Filmgeschichte geschrieben. Man denke nur an Stanley Kubricks „Shining“ mit dem überragenden Jack Nicholson. King hat sich damals mit seiner Romanverfilmung durch den Meisterregisseur unzufrieden gezeigt. Erstaunlich, dass King mit Arcels „Dunklen Turm“ zufrieden ist.
Reinhold Reiterer