Einen Wodka Martini mit den Worten "geschüttelt, nicht gerührt" hat er im echten Leben nie bestellt - aber bis zuletzt ist Roger Moore mit seiner wohl bekanntesten Rolle als Agent 007 in Verbindung gebracht worden. "Man grüßt mich noch immer als James Bond", sagte Moore vor einigen Jahren. Im Dienst war Moore, der am Dienstag 89-jährig gestorben ist, zuletzt aber vor allem für die Unicef.
Siebenmal gab er in den 1970er und 1980er-Jahren den Super-Agenten und gleichzeitig das Sex-Symbol im Geheimdienst Ihrer Majestät - so lange und oft wie kein anderer Darsteller der offiziellen Filmreihe. Auch in seinen zwölf Jahren als Bond ging Moore der Humor nie verloren - obwohl er seinen Vorgänger Sean Connery für den besseren in der Rolle hielt. Kritiker mutmaßten sogar, Moore habe den eigentlich ernst gemeinten Romanstoff Ian Flemings zu sehr zum Klamauk verkommen lassen. Als Moore 58 war, gab er die Lizenz zum Töten zurück. "Das war der Tiefpunkt in meinen Leben", sagte er einmal dem "Guardian". Ob er das ernst meinte, war nicht so recht klar.
Denn bei Moore wurde man oft den Eindruck nicht los, dass sein Grinsen angeboren war. Ob er in seiner Paraderolle gerade eines der Bond-Girls vernaschte, als Simon Templar einen Geheimauftrag ausführte oder vor Live-Publikum seine Bücher signierte: Der Schalk schien dem groß gewachsenen Briten stets im Nacken zu sitzen. Auch noch im vergleichsweise hohen Schauspieleralter, von Queen Elizabeth II bereits 2003 zum "Sir" geadelt.
Dabei war Roger Moore, als Sohn eines Polizisten am 14. Oktober 1927 in einfache Verhältnissen im armen Londoner Süden geboren, in den vergangenen Jahren nicht immer nur zum Lachen. Er überwand Prostata-Krebs und schwere Herzrhythmusstörungen. Seinen privaten Fokus hatte er längst auf die Hilfe für bedrohte Kinder und für Tiere gelegt - inspiriert von seiner Schauspielkollegin und Ex-Nachbarin Audrey Hepburn. Moore war für das UN-Kinderhilfswerk Unicef und für die Tierschutzorganisation Peta aktiv. Das Engagement, so schreiben seine drei Kinder nun in einer Mitteilung, habe er als seine "größte Errungenschaft" betrachtet.
Seine Schauspielausbildung absolvierte Moore an der Royal Academy of Dramatic Arts, 1953 übersiedelte er in die USA, wo er durch die TV-Serien "Ivanhoe" und "Maverick" rasch Bekanntheit erlangte. Zum Weltstar wurde er in den 1960ern als smarter Detektiv Simon Templar in der gleichnamigen Serie. Sein Bond-Debüt gab er dann 1973 in "Leben und Sterben lassen". Seit 2002 war der dreifache Vater Moore, mit seiner vierten Ehefrau, der dänischen Millionärin Kristina Tholstrup, verheiratet und lebte in Monaco sowie in der Schweiz. Dort wollte Moore auch begraben werden. Laut seiner Familie starb er nach einem "kurzen, aber mutigen Kampf" gegen Krebs.
Roger Moores Kinder Deborah, Geoffrey und Christian hatten die Nachricht vom Tod ihres "geliebten Vaters" "schweren Herzens" auf dessen offiziellem Twitterprofil verbreitet. "Wir sind alle am Boden zerstört", heißt es in der Mitteilung. "Die Liebe, mit der er in seinen letzten Tagen umgeben war, war so groß, das sie kaum in Worte gefasst werden kann."
Die Zuneigung wiederum, die ihm von Fans entgegen gebracht wurde, wenn er auf einer Bühne oder vor einer Kamera stand, habe ihm stets Mut gegeben und ihn auch in seinem 90. Lebensjahr dazu motiviert, weiter zu arbeiten. Seinen letzten Auftritt hatte er demnach im November auf der Bühne der Londoner Royal Festival Hall.
Die Unterstützung von Moores Kindern gelte nun seiner Witwe Kristina Tholstrup, heißt es am Ende des Statements. Erst vergangenen Sommer war Tholstrups Tochter - Moores Stieftochter - Christina einem Krebsleiden erlegen. Getreu den Wünschen Roger Moores werde eine private Beerdigung in Monaco organisiert, wo er und seine Ehefrau zuletzt ihre Sommer verbrachten.
In Österreich war der smarte Gentleman immer wieder zu Gast, zuletzt etwa bei der "Look! Women of the Year"-Verleihung 2015 in Wien. Mehrmals besuchte er das vom befreundeten Geiger Julian Rachlin ausgerichtete "Rachlin presents..."-Festival in der Klosterkirche Pernegg.