Die Inspiration zu diesen Geschichten könnten aus Ihrem Elternhaus stammen?
DAN BROWN: Richtig, das scheint schicksalshaft. Mein Vater Mathematiklehrer, die Mutter Kirchenmusikerin - ein Umfeld, in dem Wissenschaft und Religion keine Gegensätze darstellten.
Aber der Welterfolg stellte sich nicht gleich ein?
BROWN: Sie sagen es. Ich schlug mich eine Zeit lang mehr schlecht als recht als Sänger, Liedermacher und Komponist herum. Dann als Englisch- und Spanischlehrer. Dann schrieb ich, unter dem Pseudonym Danielle Brown, den Band „187 Männer, um die Sie einen Bogen machen sollten: Ein Überlebens-Handbuch für die in Liebesdingen frustrierte Frau“.
Aufsehen erregten Sie erst mit dem Roman „Diabolus“, in dem Sie die Verletzung der US-Bürger durch NSA thematisieren - Jahre vor dem Auftauchen der Snowden-Dokumente. Den Durchbruch erlebten Sie erst mit „Sakrileg - Der Da Vinci Code“. Wie kam das?
BROWN: Ich könnte jetzt sagen, dass das ein Resultat harter Arbeit war. Wäre aber Blödsinn. Es war die richtige Geschichte im richtigen Moment. Wäre das Buch dreißig Jahre früher erschienen, wäre es vielleicht ein Ladenhüter geworden. Erst als die Menschen die Geschehnisse in der Kirche immer mehr hinterfragten, wurden diese Themen interessant.
Wie kamen Sie auf die Idee, einen Wissenschaftler zum Krimihelden zu machen?
BROWN: Durch meinen Vater und meine Lehrer. Die zählen zu den größten Helden meines Lebens. Ich fand es schön, einen Wissenschaftler die Welt retten zu lassen. Und nicht Superman.
Warum kommt die Figur des Robert Langdon bei den Lesern und Kinobesuchern so gut an?
BROWN: Weil er einer von uns ist. Ein einfacher Mensch ohne Superkräfte, der unerwartet in die gefährlichsten Situationen gerät.
Wer oder was war die Initialzündung für „Inferno“?
BROWN: Ganz klar Dante Alighieri. Dank meiner Lehrer hatte ich einst die „Göttliche Komödie“ in die Hände bekommen. Nach der Lektüre war mir klar, dass ich den Stoff einmal, versetzt in die moderne Welt, verwenden würde. Dantes Höllen-Visionen sind einfach genial.
In „Inferno“ thematisieren Sie die Überbevölkerung der Erde.
BROWN: Ein beängstigendes Thema. Die Bewohnerzahl unseres Planeten hat sich innerhalb von 80 Jahren verdreifacht.
Tom Hanks als Robert Langdon, sind Sie zufrieden?
BROWN: Ein großer Schauspieler, man sieht ihm an, dass er über das, was er macht, genau nachdenkt. Und er ist sehr belesen.
Stöbern Sie bei Ihren Recherchen in alten Bänden?
BROWN: Ich rede lieber mit Fachleuten. Dabei, glaube ich, lerne ich mehr als aus Büchern.
Kränkt es Sie, wenn manche Kritiker Ihre Schöpfungen als „Unterhaltungsliteratur“ bezeichnen?
BROWN: Ich weiß, viele lieben sie, viele hassen sie. Doch kränken, warum? Jedes Jahr erscheint eine ungeheure Anzahl an Büchern. Und Millionen Menschen lesen ausgerechnet meine. Ich nenne das die Faszination der Literatur.
Luigi Heinrich