Zum Einstieg vorweg: Der Filmtitel „The Apprentice“ verweist auf die einstige gleichnamige Realityshow von Donald Trump und auf seine Lehrjahre als junger Millionärssohn und Immobilienentwickler in den 1970/80ern. Regisseur Ali Abbasi („Holy Spider“) beleuchtet die Anfänge seiner steilen Karriere, die diskriminierenden Vermietungsmethoden des Familienunternehmens und erzählt dabei sehr viel über den Charakter und die Skrupellosigkeit des 46. US-Präsidenten, der nun als Kandidat der Republikaner erneut ein Comeback im Weißen Haus feiern will.
Der US-Kinostart vor der Wahl Anfang November ist das denkbar ungünstigste Datum für Trump, gerichtlich konnten seine Anwälte eine Veröffentlichung nicht stoppen. Nun hetzt der 78-Jährige auf seiner Social Media-Plattform Truth Social gegen „The Apprentice“, der Film sei „billig, diffamierend und politisch widerwärtig.“
Spoiler: Ist er nicht. Ganz im Gegenteil. Der aus dem Iran stammende und in Dänemark lebende Filmemacher zeigt Trump (großartig wandelbar: Sebastian Stan) 1973 nicht unsympathisch als ambitionierten, aber sozial unbeholfenen jungen Mann, der sich vom erzkonservativen Haudrauf-Anwalt Roy Cohn (köstlich schmierig: Jeremy Strong) nicht nur in die New Yorker Gesellschaft, sondern auch in die hohe Kunst der Manipulation einführen lässt. Ab jetzt gilt: Angreifen, abstreiten und niemals eine Niederlage zugeben. Trump mutiert zum Vorzeigeschüler und schließlich zu einer Figur, die sich über alles und alle stellt. Auch über den geheim schwulen und später an Aids erkrankten Mentor. In einer Szene ist zu sehen, wie Trump seine erste Ehefrau Ivana vergewaltigt. Wie er sie in Aspen anbaggert, ist dagegen zuckersüß anzuschauen. „The Apprentice“ gefällt sich nicht in einer vernichtenden Erzählung, sondern zeichnet nach einem Drehbuch des US-Journalisten Gabriel Sherman ein vielschichtiges Psychogramm, das Donald Trump – wie ihn die Öffentlichkeit später kennenlernt – erklärt.
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Politik und Big Business, wird darin vermittelt, sind nicht nur miteinander verbandelt, sondern auch ein verbrecherisches Unterfangen. Auch wenn einige der Taten im Film im Sinne der Angstlust erhöht wurden. „Sei ein Killer, kein Loser!“ diktiert der reifere Trump im Film seinem Ghostwriter. Und die Kamera zoomt auf sein Gesicht. Wie die Geschichte dieses Mal ausgeht, wissen wir im November. ●●●●○