Die Unterlassungsaufforderung aus dem Team des US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump folgte prompt nach der Weltpremiere in Cannes. Das ist wenig verwunderlich. Denn die Satire „The Apprentice“ des iranischen und in Dänemark lebenden Filmemachers Ali Abbasi (“The Holy Spider“) ist kein schmeichelnder Werbefilm. Gerade nicht in einem Jahr, in dem der 46. US-Präsident (2017–2021) bei der US-Präsidentschaftswahl erneut ins Weiße Haus einziehen will. Im Gegenteil. Minutiös recherchiert, entzaubert der Politfilm den Aufstieg des jungen Donald Trump in den 1970/80ern zum Immobilientycoon. Eine Karriere, die von Anfang an auf Täuschungen, Tarnungen und Lügen fußt. „The Apprentice“ muss dafür gar nichts zuspitzen.
In der Rolle des Millionärssohnes brilliert der 42-jährige Marvel-Star Sebastian Stan mit einmal unsicherer, einmal eiserner Miene. Sein Spiel mausert sich in dieser Rolle vom unerfahrenen Polit-Lehrling mit problematischer Beziehung zum Vater zu einem skrupellosen Charakter. Das Schlüsselereignis war die Begegnung mit dem schmierigen Anwalt Roy Cohn (famos: „Succession“-Star Jeremy Strong). Dieser lehrt Trump folgende Grundsätze: angreifen, abstreiten und niemals eine Niederlage zugeben. Trump mutiert zum Vorzeigeschüler und schließlich zu einer Figur, die sich über alles und alle stellt. In einer Szene ist zu sehen, wie Trump seine erste Ehefrau Ivana vergewaltigt.
Stan sichtete „nonstop“ Videos und hörte Tonaufnahmen aus dieser Zeit und er legte einiges an Gewicht zu. Er behauptet, so hätte er Trump verstanden. „Sebastian ist ein mutiger Künstler und ein Chamäleon“, streute der Regisseur ihm Rosen. Für sein Spiel im Psychothriller „A Different Man“, der demnächst auch auf der Viennale läuft, erhielt er heuer bei der Berlinale den Silbernen Bären.
Und „The Apprentice“ startete in den USA im Kino, ab Donnerstag auch bei uns.