Es ist der charmanteste Film zum Superwahljahr 2024: „Was will der Lama mit dem Gewehr?“ erzählt vom kleinen, königlichen Land Bhutan. Der Herrscher will abdanken – freiwillig – und eine Demokratie einführen. Dort, im Himalaya-Gebiet und eingebettet zwischen den höchsten Bergen der Welt, zählt das „Bruttonationalglück“ zur Staatsräson. Von Wahlen und deren Bedeutung allerdings hat man noch nie gehört. Genauso wenig übrigens wie von Bond, James Bond.
2006 fanden erstmals landesweit Wahlen im buddhistischen Staat statt und mit dem Kampf um Stimmen zogen nicht nur das Fernsehen, sondern auch der Kapitalismus und die Korruption ins Land. Plötzlich trank man sogar „Schwarzes Wasser“, im Westen besser bekannt als Cola.
Wahlen? „Ist das so etwas wie Schweinepest?“, fragt der junge Mönch Tashi , während er mit Regierungsbeauftragten über Schotterstraßen tuckert. Erzählt wird in drei Strängen und aus verschiedenen Perspektiven vom Leben im abgelegenen Bergdorf Ura und von den Komplikationen, die der Fortschritt im Alltag der Einheimischen mit sich bringt. Die Sicht des wissbegierigen Mönchs wird ebenso angesprochen, wie jene der Wahlhelferin oder eines jungen Städters, der die Vorteile der Erneuerung längst für sich erkannt hat.
Für sein Debüt „Lunana“ erhielt Filmemacher Pawo Choyning Dorji 2022 gleich eine Oscarnominierung für den besten internationalen Film. In der feinsinnigen Wohlfühl-Komödie „Was will der Lama mit dem Gewehr?“ mutiert er erneut zum Kulturbotschafter eines krisengebeutelten Landes. Weil es an professionellen Schauspielerinnen und Schauspielern in Bhutan mangelt, griff der Regisseur erneut auf Laien zurück. Das verleiht den dokumentarisch anmutenden Bildern der Komödie eine Extraportion Authentizität. Der Lama (Kelsang Choejay) ist tatsächlich ein Lama; also eine heilige Respektsperson. Dieser stand übrigens das erste Mal in seinem Leben vor einer Kamera. Tandin Wanachuk verkörpert den Mönch Tashi und ist im echten Leben Leadsänger einer Alternative Rock-Band aus Bhutan.
Hinreißend sind die Szenen, in denen die Grundpfeiler der Demokratie erklärt werden – vor dem Hintergrund weltweiter Demokratiegefährdung. Es prallen Welten aufeinander, wenn eine Provinzbewohnerin sagt: „Aber wir sind doch schon glücklich!“ Ihr beim Zweifeln zuzuschauen: großes Kino. ●●●●○