Nachdem der griechische Regisseur Giorgos Lanthimos mit „The Favourite“ und „Poor Things“ schon fast massentauglich geworden ist, geht es mit seinem jüngsten Film „Kinds of Kindness“ wieder ins provokative Fach. Das Drehbuch entstand in Zusammenarbeit mit Efthimis Filippou, mit dem er schon surreale Werke wie „The Lobster“, „The Killing of a Sacred Deer“ oder seinen Durchbruch, „Dogtooth“, geschaffen hatte.

Mit einer stolzen Laufzeit von knapp drei Stunden ist dabei ein Anthologie-Film herausgekommen, der durchaus Lanthimos‘ Anfänge erinnert, wenn er auch nicht die Schärfe seines Frühwerks einfängt. Gelungen ist jedoch ein Film, der amüsant und provokativ ist, und sich jeder Kategorisierung erwehrt. Mit dabei ist unter anderem zum dritten Mal Emma Stone, und der in Cannes ausgezeichnete Jesse Plemons.

Der erste von drei Filmen, „Der Tod von R.M.F.“, folgt Robert Fletcher (Plemons), der jeden noch so absurden Wunsch seines Chefs Raymond (Willem Dafoe) hingebungsvoll befolgt. Ob nun Sex mit der Ehefrau bis hin zur Ermordung eines Mannes mit dem Namen R.M.F.. Als sich Robert dem erwehrt, und Raymond ihn vor die Tür setzt, gerät sein Leben aus den Fugen. Ohne Kontrolle weiß er nicht, wie er funktionieren soll.

Im zweiten Teil, „R.M.F. fliegt“, kehrt Plemons als Daniel zurück, dessen Frau Liz (Emma Stone) auf hoher See verschollen ist. Als sie wieder auftaucht, ist er schnell davon überzeugt, dass sie eine Doppelgängerin ist, und versucht, sie zu überführen. Von der thematischen Dichte der schwächste Episode des Films, krönt sich „Kinds of Kindness“ anschließend noch mit „R.M.F. isst ein Sandwich“. Emily (Stone) und Andrew (Plemons) arbeiten für eine Sekte, die von dem mysteriösen Omi (Dafoe) und seiner Partnerin Aka (Hong Chau) geleitet wird. Sie sollen eine Frau finden, die Tote wieder auferstehen lassen kann. Doch nicht nur in der Sekte geht es um die Kontrolle der Mitglieder, auch Emilys einstige Familie übt noch aus der Ferne Macht über sie aus.

Die Zusammenhänge der Geschichten lassen sich nur peripher erkennen. Der Leim, der alles zusammenhält, ist in erster Linie Plemons hervorragendes Schauspiel. Dennoch wär es Lanthimos geraten, im Schnittraum wieder mehr Stringenz und Mut zur Lücke zuzulassen. Seine Filme sind in den letzten Jahren mehr als einmal zu aufgeblasenem Symbolismus verkommen. Bei einem unangepassten Künstler wie ihm ist es natürlich wichtig, dass er die größtmögliche Freiheit bekommt. Aber langsam beginnt auch die Erzählweise seiner Filme drunter zu leiden.

Bewertung: ●●●○○