Kathy Stuart ist eine an der University in Davis, im Norden Kaliforniens, lehrende Spezialistin für die frühe Neuzeit im deutschsprachigen Raum. Sie hat das Phänomen des „mittelbaren Selbstmords“ in der Zeit von etwa 1600 bis 1800 erforscht. In Hamburg und Wien verübten damals „lebensmüde“ bzw. depressive Menschen zahlreiche Verbrechen (hauptsächlich Kindsmord, aber auch Blasphemie und Sodomie). Das Motiv war, die eigene Hinrichtung zu provozieren. Damit umging man die Drohung der ewigen Verdammnis durch einen Selbstmord und fand durch den Scharfrichter zwar einen brutalen, aber „guten“ Tod, durch den man in Frieden sterben konnte. Wir sprachen mit der Historikerin über ihre im Vorjahr erschienene große Studie „Suicide by Proxy“ (wörtlich in etwa: Selbstmord durch Stellvertreter).
Buchtipp: Kathy Stuart. Suicide by Proxy in Early Modern Germany. Crime, Sin and Salvation. Palgrave Macmillan. 486 Seiten. 40 Euro.