Ganz ruhig, dann leidenschaftlich in vielfältiger Mehrstimmigkeit und geheimnisvoller Schönheit stiegen die wunderbar intonationsreinen A- cappella Gesänge in den Kirchenraum empor und vereinigten sich zu größtmöglicher Homogenität: "I Saw Eternity" – auch das Motto des Konzerts – ist eine bewegende Vertonung durch den Schotten Sir James McMillan, dessen Schaffen hauptsächlich geistliche Werke umfasst. Dieser wiederum ließ sich von der Beschreibung zweier getrennter Welten des Walisischen Dichters Henry Vaughan (1621 bis 1695) dafür inspirieren. 2021 wurde es vom Vokalensemble "Tenebrae" uraufgeführt, dem es auch gewidmet ist.
Dieses – in London 2001 gegründet und schon 2014 bei der Trigonale zu Gast – zählt nicht umsonst zu den weltweit führenden Vokalensembles: Nun konnte man sich davon beim Carinthischen Sommer in der Stadtpfarrkirche St. Jakob in Villach überzeugen, wo die 10 Sängerinnen und Sänger unter der Leitung von Nigel Short auch noch andere Werke von McMillan wie etwa "Miserere" (aus 2009) oder "Tenebrae Responsorien" (aus 2006) zum Besten gaben. Umrahmt wurden diese wunderbaren tonalen Gesänge von besinnlichen Motetten von Johann Sebastian Bach, die etwas an Textverständlichkeit litten, "Komm, Jesu, komm" und "Jesu, meine Freude" sowie als Gipfel "Singet dem Herrn" einem fröhlichen Jubelgesang: Zeitlose Klänge von berückender Schönheit ebenfalls klangschön, präzise, intonationsrein und ausdrucksstark interpretiert. Stehende Ovationen!
Helmut Christian