Konzert mit Anna Netrebko
Als dann als Zugabe noch das Trinklied „Brindisi“ aus „La Traviata“, von allen vieren gesungen, erklang, kannte die Begeisterung keine Grenzen mehr. Es wurde mitgeklatscht und es gab stehende Ovationen: Anna Netrebko faszinierte mit ihrem Gatten Yusif Eyvazov wieder einmal beim Ljubljana Festival im Cankar Center diesmal ausschließlich mit Giuseppe Verdi. Die Starsopranistin war aber auch in Topform: Sie beeindruckte mit einer unendlichen Farbpalette, herrlicher Legatokultur und funkelnden Höhen ihres samtigen Soprans. Mit zartesten, innigen Tönen etwa bei Leonoras Arie aus „La forza del destino“, bis hin zu dramatischen Ausbrüchen, etwa bei der Kavatine der Lady Macbeth aus „Macbeth“ erreichte sie größtmögliche Emotionen. Eyvazov imponierte wieder mit seinem großen und höhensicheren Tenor, etwa bei „Ella mi fu rapita!“ aus „Rigoletto“. Besonders anrührend war auch das finale Duett der beiden: „O terra addio“ aus „Aida“.
Mit dabei war diesmal auch der Bariton Željko Lučič, der kraftvoll, teils etwas derb die Arie „Eri tu“ aus „Un ballo in maschera“ sang. Die Mezzosopranistin Elena Židkova fiel mit unsicherer Intonation leider etwas ab, etwa bei der Arie der Azucena aus „Il trovatore“. Das RTV Slovenjia Symphonie Orchester unter Michelangelo Mazza begleitete nur ganz selten zu laut, immer klangschön und viel Freiraum zulassend.
Slowenische Philharmonie unter Wassili Petrenko
Jeder noch so schwere Lauf, jeder noch so diffizile Griff funktionierte. Zusätzlich zu dieser phänomenalen Technik schaffte es der international gefragte Mazedonier Simon Trpčeski, das 2. Klavierkonzert von Sergei Rachmaninow im Cankar Center beim Ljubljana Festival mit großer interpretatorischer Tiefe zu gestalten. Die Slowenische Philharmonie unter Wassili Petrenko wusste das hochromantische Werk mit den gewünschten wunderbaren, dunklen Farben und in richtiger Balance und exakter Rhythmik, die bei diesem Stück als besonders heikel gilt, zu begleiten. Für den jubelnden Beifall bedankte sich der Pianist mit einer Mazurka von Chopin.
Dann folgte Dmitri Schostakowitschs 10. Symphonie: ein großes Seelengemälde, das die Schrecken, Wunden und schließlich die triumphale Überwindung der Stalin-Ära Klang werden lässt. Sie ist seine Abrechnung mit dem kurz zuvor verstorbenen Diktator, der im zweiten, brutalen Satz im Porträt vorkommt. In unentwegter Steigerung wurde hier die Musik vorangepeitscht, während die kleine Trommel den Drill markierte. Seine großflächigen Dimensionen, die schneidende Schärfe, aber auch die Maskenhaftigkeit und die Nähe zur ironischen Verfremdung wurden von den Musikern unter dem stets animierenden russischen Dirigenten nuancenreich und spannungsvoll wiedergegeben. Großer
Jubel!
Helmut Christian