Das neue Abenteuer beginnt mit der Pensionierungsfeier. Für Archäologie-Professor Dr. Henry Walton Jones jr. wird es etwas wilder, immerhin ist Indiana Jones kein Schreibtischtäter. Doch seit seinem letzten Auftritt auf der Weltbühne sind einige Jährchen vergangen, und die sind weder an Indy noch an Schauspieler Harrison Ford spurlos vorbeigegangen. Der wird im Juli 81 Jahre alt. Doch statt einer Neuauflage mit jungem Schauspieler schlüpft Ford selbst noch ein letztes Mal in die Abenteurerlederjacke, im Prolog mithilfe einer CGI-Verjüngungskur.
Im fünften Teil der Reihe unter der Regie von James Mangold ist er auf der Suche nach dem titelgebenden "Dial of Destiny", dem "Rad des Schicksals".
Das Thema Kolonialismus lässt sich im Jahr 2023 auch im Kino nicht mehr ignorieren. Deshalb blieben die Macher des berühmten Grabräubers lieber auf der sicheren Seite europäischer Kulturgüter. Der Schatz ist diesmal also ein altgriechisches mechanisches Instrument, angeblich von Archimedes konstruiert, um Risse in der Raumzeit zu finden.
Doch keine Angst! Ganz so überkomplex-verwirrend wie im Marvel-Multiversum wird es bei Indiana Jones nicht. Die Geschichte spielt vor allem im August 1969, kurz nach der Mondlandung. Doch dem Film geht es vor allem um eine Nostalgie-Zeitreise zurück ins Kino der 1980er. Da spielt die Original-Trilogie von George Lucas und Steven Spielberg (1981, 1984 und 1989). Die beiden sind diesmal nur noch als Produzenten an Bord. Unfreiwillig letztes Abenteuer
Die einzige wesentliche Neuerung bringt die großartige Darstellerin Phoebe Waller-Bridge mit ihrer Figur Helena Shaw. Das Patenkind von Indiana Jones bringt ihn zu seinem unfreiwilligen letzten Abenteuer. Sie selbst ist dabei vor allem am Geld interessiert. Auf den Straßen von Tanger liefert sie sich mit ihrem Patenonkel und einer Schurkentruppe rund um den übrig gebliebenen Nazi-Wissenschaftler Jürgen Voller (Mads Mikkelsen) eine wilde Verfolgungsjagd mit einem Tuktuk.
Die 154 Filmminuten vergehen mit viel witzig-cartoonesker Action recht schnell. Damit schwindelt sich Regisseur Mangold über so manches wiederaufgekochte Motiv und so manche Nullachtfünfzehn-Auflösung hinweg. Insgesamt hat er das Erwartungsmanagement einer solchen Fortsetzung samt den Wiedererkennungsspielen aber im Griff. Der Film macht Spaß. Noch ein Nostalgie-Abenteuer verkraftet der grauhaarige Indy allerdings nicht mehr. Da müsste schon seine Abenteurerin Helena Shaw die Peitsche in die Hand nehmen.
Marian Wilhelm