Eine leergeräumte Bühne, nur wenige Versatzstücke wie einmal ein Bett, Tatjanas Jugendzimmer andeutend, manchmal einige Türen, die symbolhaft ins Leere führen: Das ist die minimalistische Szene (Branko Hojnik) bei Tschaikowskis "Eugen Onegin", der letzten Produktion dieser Saison am Opernhaus Laibach/Ljubljana. Alexander Puschkins Geschichte wird psychologisch durchdacht, detailreich und mit einer mitreißenden Schlussszene erzählt. Regisseur Vinko Möderndorfer setzt dabei auf präzise Personenführung, kehrt deren Gefühle großteils nach außen und zeichnet deren Charaktere und Entwicklung nach. Ergänzend dazu sind noch einige recht unkonventionelle, teils sogar aggressiv wirkende Ballettszenen (Rosana Hribar) zu sehen, in jener bei der Polonaise wird auch die Eifersuchts- und Duellszene nachgespielt (mit dem Kärntner Lukas Zuschlag als Onegin).
Zur Spannung trägt auch die musikalische Realisierung im Graben bei: Alan Buribajev lässt das Orchester des Laibacher Opernhauses (abgesehen von kleineren Intonationsproblemen) kontrastreich und raffiniert musizieren, die Kantilenen herrlich aufblühen, und der kasachische Dirigent peitscht die Oper in den dramatischen Szenen mächtig auf.
Unterschiedlich ist das Ensemble: Martina Zadro ist eine Tatjana, deren Briefszene weniger berührt, die vielmehr erst im Laufe des Abends mit feinen und berückenden Tönen gefällt. Als sehr junger Titelheld ist Jaka Mihelač zum Schluss etwas indisponiert wirkend, zuvor mit feinem Timbre zu vernehmen. Dejan Maksimilijan Vrbančič ist ein höhensicherer Lenski, Peter Martinčič singt den Fürst Gremin mit edlem, wohltönendem Bass. Weiters gefallen der Chor und bei den vielen kleineren Rollen besonders Nuška Drašček als kraftvolle Olga. Frenetischer Applaus.