"Die Kunst hat mich nie gerettet, aber immer getröstet", wird Reimo Wukounig gerne zitiert. Die Rettungsversuche, die dem 80-Jährigen bisher zuteilwurden, können sich allerdings sehen lassen. Die Klagenfurter Alpen-Adria-Galerie zeigt sie in einer repräsentativen Auswahl zum runden Geburtstag des Künstlers – beginnend mit einem Selbstporträt des 14-jährigen Schülers und endend mit neueren Arbeiten des Biennale-Teilnehmers, der sich lieber stets neu erfand, als bequem im Stillstand zu verharren.
Bei kaum einem Künstler sind Leben und Werk so eng miteinander verflochten wie bei dem gebürtigen Klagenfurter, der von 1950 bis 1958 Zögling zweier Kärntner Kinderheime war. "Die Zeit in Harbach und Görtschach hat ihn extrem traumatisiert", sagt Peter Putz, der gemeinsam mit der Galeristin Carolin Walker die Geburtstagsschau kuratierte. Die bekannteste Verarbeitung dieses Traumas gelang Wukounig in seinem 16-teiligen Zyklus "Einatmen – Ausatmen", der 1976 in Venedig zu sehen war. Einige Zeichnungen, in denen sich der Künstler als gezüchtigter Knabe präsentiert, sind auch Teil der Ausstellung im Stadthaus. Ergänzt werden sie durch ein späteres "Triptychon", in dem das Foto eines nackten Buben im Mittelpunkt steht. Jahrzehnte nach seinem Martyrium im Dunstkreis des Psychiaters Franz Wurst hatte es der Künstler zufällig in seiner einstigen Erziehungsanstalt entdeckt. Die dunkel verfärbten Hände des entblößten Kindes zeugen von der schweren Feldarbeit, die der Halbwaise damals verrichten musste. Gleich daneben hängt eine Installation mit Bodenbürsten, mit denen der Linkshänder, der sich im Heim Raimund nennen musste ("weil Reimo kein Kalendername ist"), zur Strafe die Böden polieren musste.