Zwischen "Fäkaliendrama", Opernprojekt und Kärntner Literatur bewegt sich das klagenfurter ensemble in der neuen Theatersaison. Einen gemeinsamen Tenor - bei unterschiedlichen Herangehensweisen und  Perspektiven - haben alle Stücke: die kritische Beleuchtung unserer Gesellschaft. 

Den Auftakt macht "Rand" von Miroslava Svolikova, "einem der Shootingstars im deutschsprachigen Raum", wie "ke"-Chef Gerhard Lehner erklärt. 2019 wurde das "kranke, also gute" Stück der Wiener Dramatikerin mit dem Nestroypreis gewürdigt. Am 1. März feiert es unter der Regie von Josef Maria Krasanovsky Premiere. Besagter Rand ist der soziale, an dem man sich befinden kann. Der dramatische Text regt zum Nachdenken darüber an, wer die Mitte der Gesellschaft besetzt.

Im Gegensatz zur ersten hat die zweite Produktion keinen dramatischen Text, wohl aber eine dramatische Handlung. Josef Winklers Neuauflage seines knapp 40 Jahre alten Buches "Die Verschleppung" wird unter dem Titel "Die Ukrainerin" am 26. April uraufgeführt. Es geht - in Buch und Stück - um eine Kärntner Bäuerin, die von ihrer ukrainischen Kindheit erzählt. Im Freilichtmuseum Maria Saal können die Zuseherinnen und Zuseher Winklers Erzählung unter der Regie von Rüdiger Hentzschel in Form eines Stationentheaters mitverfolgen.

Auch "Wir kamen und sie brauchten uns" basiert auf Texten von Josef Winkler. Dazu kommen solche von Maja Haderlap oder Peter Turrini. Bei Schönwetter wird das wiederaufgenommene Stück von Peter Wagner ab 28. Juni am Neuen Platz in Klagenfurt aufgeführt. "Es ergibt ein tolles Bild, wenn zusätzlich zu den Riesenfiguren, die vorkommen, mit dem Lindwurm noch eine weitere hinzukommt." 

Weiter geht es mit einem Stück von Anna Baar. "Es ist das erste Mal, dass sie auf die Bühne gebracht wird", erzählt Lehner: Am 27. September startet "Die Farbe des Granatapfels" nach ihrem gleichnamigen Roman. Es sind Baars persönliche Erinnerungen an die Sommer ihrer Kindheit auf der Insel Brač. Spielen werden unter anderem Nadine Zeintl und Markus Achatz. Regisseurin Angie Mautz, die mit der Schriftstellerin zur Schule gegangen ist, hat Baars Erzählform auch in die theatrale Umsetzung aufgenommen, der Rest besteht aus Spielszenen.

Überraschenderweise das erste Mal im klagenfurter ensemble wird ein Stück von Werner Schwab inszeniert, die Regie führt Alexander Mitterer. Das bereits erwähnte "Fäkaliendrama" ist eine Koproduktion mit dem Theater Kaendance aus Graz. "Mein Hundemund" wurde bereits 1992 geschrieben, "liest sich allerdings auch im Kontext der aktuell politischen und sozialen Gemengelage", weiß Lehner. Die Premiere findet am 2. November statt.

Am 29. November wird als Abschluss des Theaterjahres "Daphnes Garten" mit Kompositionen von Erling Wold gespielt. Das staatenübergreifende Opernprojekt basiert auf der Geschichte der maltesischen Investigativjournalistin Daphne Caruana Galizia. 2017 wurde sie, die federführend im Komitee zu den "Panama Papers" mitwirkte, durch eine Autobombe ermordet. In Zusammenarbeit mit der Theaterinitiative Burgenland bringt das klagenfurter ensemble Sänger aus "autokratiebedrohten Ländern wie Ungarn, Russland, der Türkei" zusammen.