Schon beim Eintritt in den ersten Raum der neu geschaffenen „theatergalerie“ im Parterre der Klagenfurter Stadtgalerie wird man von lebensgroßen Kostümpuppen begrüßt – ein vermenschlichter Hund mit Schlappohren und in britisches Karo gewandet, eine Eule im Federkleid ... Es sind Originalkostüme, ergänzt um 20 Entwurfszeichnungen von zwei Theaterprojekten, für die der Aktionskünstler Günter Brus einst die Entwürfe machte (für Leos Janáceks Oper „Das schlaue Füchslein 1994 in Dresden und Gerhard Roths „Erinnerungen an die Menschheit“ 1985 beim steirischen herbst).
„Brus war kein Freund des Regietheaters“, erzählt Roman Grabner, Direktor des Bruseums in Graz und Kurator der Doppelausstellung beim Rundgang durch die kleine, feine Galerie, die der Bühne gewidmet sein wird. „Brus hat sich gerne auf die Figuren eingelassen.“
Eingelassen hat sich auch die kürzlich mit 73 Jahren verstorbene Kärntner Kostüm- und Bühnenbildnerin, Puppenmacherin und bildende Künstlerin Burgis Paier auf die Figuren, die in der Dauerausstellung im nächsten Raum in schwarzen Vitrinenkästen präsentiert werden.
Seit Jahren arbeitete sie an der Visualisierung ihres ganz persönlichen Makrokosmos, der bevölkert ist von bereits verstorbenen Geistesmenschen und Freunden, Kollegen, Verwandten und Haustieren. Sie alle spielten Hauptrollen in Burgis Paiers Leben, das nun vor den Vorhang geholt wird. In ihrem „Großen Welttheater“ tut sich eine zauberhaft poetische Wunderwelt auf: Halb Skulpturen, halb Puppen, halb Körper, halb Bild sind diese feingliedrigen, fantasievollen Collagen aus historischen Fotos und Fundstücken, Schmuck und Stoffen, die oft sogar aus der jeweiligen Zeit stammen.
350 Exponate
Anders als in der Präsentation vor zwei Jahren in der Alpen-Adria-Galerie, die wegen des Corona-Lockdowns kaum zu besichtigen war, ist die auf 350 Exponate angewachsene Schau in der „theatergalerie“ in Themenbereiche gegliedert. Der Streifzug durch die Jahrhunderte beginnt mit den Eltern und dem Hundegefährten Bärli, reicht über Film- und Theaterregisseure (Federico Fellini, Herbert Wochinz) über Schriftstellerinnen und Publizisten (Marguerite Duras, James Joyce) bis zu Fotografinnen und Malern (Tina Modotti, Werner Berg). „Das da ist doch Maria Callas, und dort, das muss Che Guevara sein!“ Nicht nur für Jugendliche dürfte so ein Rundgang zum unterhaltsamen Rätselraten werden. Burgis Paiers spielerisches Selbstporträt aus sehr vielen persönlichen Mosaiksteinchen zusammengesetzt, ist ein märchenhaft-sinnlicher Nachlass, dem Klagenfurt eine würdige Bühne bietet. Applaus!
„theatergalerie“ Klagenfurt: geöffnet Do. & Fr., 9 bis 12 Uhr. Für Gruppen nach telefonischer Vereinbarung unter 0463/537-5545
Karin Waldner-Petutschnig