Früher „Wetten dass ...?“ oder „Einer wird gewinnen“, heute noch der European Song Contest oder das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker: Wann immer im Netzwerk der European Broadcasting Union mindestens drei Länder gleichzeitig eine Sendung live übertragen, erklingen seit 1954 zur Eurovision die ersten acht Takte von Marc-Antione Charpentiers Te Deum von 1690.
Der prächtige Marsch aus dieser Prelúde eröffnete auch das traditionelle Konzert der Styriarte in der Schlosskirche Stainz, das heuer vier Mal gegeben wurde. Und mit ihm stieg die „Klangwolke“ auf, die man durch die bewährte Kooperation des Festivals mit dem ORF an mehr als 20 Orten im ganzen Land hören und sehen konnte.
Charpentiers Grand Motet erhielt durch die brillanten drei Naturtrompeter für die berühmte Fanfare gleich zu Beginn goldene Feierlichkeit, und das Styriarte-Festspiel-Orchester mit Musikerinnen und Musikern aus ganz Europa war – angeführt von der passionierten Geigerin Maria Kubizek – auch in den anderen Stimmen und im Continuo bestens besetzt.
Jordi Savall am Pult ist natürlich ein Garant für gewissenhaften Originalklang ebenso wie für frische Spielfreude. Beides kam in Charpentiers variantenreichem Te Deum zum Lobe Gottes und des Sonnenkönigs Ludwigs XIV. schön zur Geltung, danach in Bachs Magnificat aus dem Jahr 1724. In der so raffinierten wie anspruchsvollen Kantate agierte der Arnold Schoenberg Chor nicht so souverän wie üblich. Im Solistenquintett boten die Soprane Miriam Feuersinger und Miriam Kutrowatz sowie der Bassbariton Matthias Winckhler höchstes Niveau, das William Shelton (Counter) und Martin Platz (Tenor) nicht ganz erreichten.
Als Zugabe erklang Da Pace Domine, ein Werk, das Savall bei Arvo Pärt für ein Friedenskonzert in Barcelona in Auftrag gegeben hatte. Das ruhige Memento für die Opfer der Attentatserie auf Züge in Madrid 2004 galt hier jenen in der Ukraine.
Michael Tschida