Einmal Zaungast, einmal Schaulustiger sein, dachten wir, mein Lebensmensch und ich, uns und radelten als Nationalteamtouristen am Sonntagvormittag zwischen den Klagenfurter Länderspielen durch die nebelverhangene Stadt zum Stadion und, weil niemand da war, weiter zum Seeparkhotel, das schon von zwei Autogrammjägerinnen umzingelt war.
In meiner Kindheit war Nationalteamschaulustigsein in Klagenfurt leider nicht möglich: Jetzt musste ich es 50 Jahre später nachholen, und als Stadtbürger freut es mich diebisch, dass unser Prachtstadion nicht nur, wie fälschlich behauptet, für drei Spiele der Europameisterschaft erbaut wurde, sondern mittlerweile 17 Länderspiele gesehen hat.
Die Spieler, Arnautovic, Alaba & Co, waren wahrscheinlich noch beim Frühstück oder beim No-risk-no-fun-Teambuilding im Gespensterschloss Wörthersee. Auch Bachmann wird durch den Nebel die drei Wege zum See gefunden haben. Aber was es da am Hotelparkplatz auch ohne Akteure noch Interessantes zu sehen gab! Nicht nur den großen schwarzen k&k-Luxus-Reisebus des Nationalteams – ein letzter Rest von Monarchie und einstiger Größe! Fast jeder zweite parkende Wagen schien durch durch irgendeinen Aufdruck dem ÖFB oder der Fußballbranche zuzuordnen: Mitten im tristesten November am Rand Klagenfurts doch ein bisschen Glanz der Großstadt!
Ein Wagen – ein Van – stach hervor, der eines Herrn Robert Almer nämlich. Robert Almer war, wie der (die) Gebildete weiß, jahrelang Teamtormann in der Ära Koller und unser bester Mann bei der EURO 2016 in Frankreich. Mittlerweile hat Almer alle Haare verloren, seinen Platz an Bachmann weiterreichen müssen und ist, wie unter seinem Porträt riesengroß auf der Fahrertürseite und auf der Heckscheibe zu lesen ist: COACH. MENTOR. SPEAKER. Sehr eindrucksvoll. Fast wie im britischen Parlament!
„Ich könnte mir zum Geburtstag wünschen, dass auf unserem Auto in großen Lettern EGYD GSTÄTTNER. POET. ESSAYIST. NOVELLIST geschrieben steht“, witzelte ich. „Einmal wie ein richtiger Angeber durch die Stadt brausen!“ – „Pass nur auf, dass Deine Wünsche nicht in Erfüllung gehen!“ gab mein Lebensmensch zurück. „Untersteh Dich! Wage es nicht!“ Weiter kamen wir mit unserem Disput nicht, weil der Nationalteambus sich nun in Bewegung setzte und wir ihm nachwinkten. Der Wagen zu, und alle Fragen offen…