Vor etlichen Jahren hatte ein Künstler die kuriose Idee, die Spitze des Großglockners zu vergolden. Als etwas bodenständiger, aber ebenfalls außergewöhnlich erweist sich ein Projekt, das an der Großglockner Hochalpenstraßen temporäre künstlerische Akzente setzen möchte. Rund 30 Kunstobjekte werden ab Ende Juni zwischen dem Fuscher Törl und der Pasterze das touristische Wunderwerk bereichern, darunter ein „Goldener Porsche“, den der Kärntner Künstler Hubert Lobnig mit Schnee befüllen wird, um die Diskrepanz zwischen Umweltzerstörung und dem obligatorischen Bedauern über den Zustand unserer Gletscher vor Augen zu führen.
Einen kleinen Vorgeschmack auf das bereits im Vorjahr begonnene Kunstprojekt gibt derzeit das Museum Moderner Kunst Kärnten, wo sich rund um ein Glockner-Bild von Markus Pernhart allerlei Malereien, Installationen und Videos gruppieren. Lobnig selbst imagniert gleich neben dem ikonischen Gemälde eine schwindelerregende Autofahrt entlang der Glocknerstraße, die bekanntlich voller Mythen, Schönheiten, aber auch Gefahren ist. Darauf bezieht sich auch der Titel des aus einem Wettbewerb hervorgegangenen Projekts: „Serpentine. A touch of heaven (and hell)“. Für Kurator Michael Zinganel drückt sich darin die ganze Ambivalenz der weltbekannten Hochgebirgsstraße aus: „die Obsession zur Beherrschung der Natur, die Straße als Sportgerät und Wallfahrtsroute oder die Glücksgefühle und Todesängste, die sich hier gleichermaßen einstellen“.
"Erlkönige"auf großer Testfahrt
Klimawandel, Migration, Autofetischismus oder die Vermessung der Berge sind aber nur einige der Themen, für die Iris Andraschek, Ralo Mayer, Hannes Zebedin oder Anna Meyer den Blick schärfen wollen. Letztere lässt etwa in einem ihrer grellen Gemälde zwei Hubschrauber über Pernharts Glocknergipfel kreisen. Ralo Mayer wiederum zeigt folierte Autoteile, wie sie an sogenannten „Erlkönigen“, Testautos großer Autofirmen, zu finden sind. „Schließlich ist die Glocknerstraße die ultimative Teststrecke, um zu schauen, ob die neuen Autos auch funktionieren“, erklärt Zinganel.
Aber auch der stillen Poesie wird in „Serpentine“ Raum gegeben: Ein surrealistisch anmutender 30-Minuten-Film von Thomas Hörl und Peter Kozek zeigt traumhafte Sequenzen mit geheimnisvollen Gestalten, die in bunten Krinolinen über die Berghänge hopsen und den Zauber der Alpen offenbaren – abseits von Massentourismus und Gummigummi.
An der Glocknerstraße werden die Kunstwerke noch bis Ende nächsten Jahres zu sehen sein. Es ist ihnen zu wünschen, dass sie zwischen den Schönheiten der Natur und dem allgemeinen Rummel nicht untergehen.