Baukultur betrifft uns alle“. Schließlich sei Bauen ein menschliches Grundbedürfnis, das sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft haben kann. Gemäß dieser Erkenntnis hat der Fachbeirat für Baukultur im Kärntner Kulturgremium gemeinsam mit der Landeskulturabteilung das „Kärntner Baukulturjahr 2021“ initiiert. Coronabedingt verspätet, erfolgte gestern in Klagenfurt der offizielle Startschuss dafür.
„Baukultur erlebbar zu machen und sie in den Fokus der Betrachtungen zu rücken“, sei das Ziel des „speziellen Kulturjahres“, betonte Landeshauptmann Peter Kaiser vor dem Architektur Haus Kärnten, das als Dreh- und Angelpunkt des interdisziplinären Veranstaltungsreigens dienen wird. In Anbetracht der Tatsache, dass „Grund und Boden nicht vermehrbar“ seien, habe die Landesregierung im Sinne ihrer „Enkelverantwortlichkeit“ schon bisher wichtige Schrítte gesetzt: mit einem neuen, restriktiveren Raumordnungsgesetz sowie mit baukulturellen Leitlinien, die man „als erstes Bundesland in allen Referaten implementiert habe“. Kaiser: „Wir sind in Kärnten sehr reich an Baudenkmälern und gelungener Architektur“. Allerdings gäbe es es auch „Schandflecke“, mit deren Realität man sich auseinandersetzen müsse.
In dieses Horn stieß auch Peter Nigst, der Vorsitzende des Fachbeirats für Baukultur. Es sei in unserer Gesellschaft „eine gewisse Unruhe bemerkbar, dass die Schönheit unserer Berge, Täler und Seen neben den alten Verfehlungen immer noch weitere gravierende Beeinträchtigungen“ erfahre. Daher habe man das Schwerpunktjahr unter das Motto „Kultur Raum Landschaft“ gestellt, „um die wechselseitigen Beziehungen bewusst zu machen, die mit diesen Begriffen verbunden sind“.
Höhepunkte des Jahres
Wie dies konkret bedeutet, erläuterte Co-Kuratorin Raffaela Lackner. Die Leiterin des Napoleonstadels verwies dabei auf die zahlreichen Baukulturinitiativen des Landes, die erstmals „sichtbar gemacht" würden. Gleichzeitig möchte man „Räume öffnen" und mittels Kunst "interdisziplinäre Interaktionen schaffen“. Geplant sind etwa Performances in Günther Domenigs Steinhaus, im „Haus des Staunens“ in Gmünd oder im Stift Ossiach. Das „klagenfurter ensemble“ wird auch Orte inszenieren, die eine wesentliche Rolle im Schaffen heimischer Autoren spielten – darunter etwa den Maria Saaler Tonhof. Neben solchen „site specific theatre“-Projekten werden auch klassische Ausstellungen zu sehen sein. Im Spittl des Campus Spittal zeigt man unter anderem Holzmodelle von herausragenden Wohnhäusern, die im Rahmen einer Lehrveranstaltung der FH Kärnten analysiert wurden. Dazu kommen zwei Ausstellungen in der Klagenfurter Alpen-Adria-Galerie und im Napoleonstadel, die sich mit der Nachkriegsmoderne in Kärnten und Slowenien auseinandersetzen. Auch dem Archiv des im Vorjahr verstorbenen Architekten und Vordenkers Felix Orsini-Rosenberg ist eine Schau gewidmet. Weiters geplant sind Veranstaltungen zum Kärntner Landesbaupreis und Holzbaupreis, eine Tourismus-Tagung in Sekirn oder ein Symposion am Weißensee unter dem Motto „Landschaft weiterdenken“.
Digitales Herzstück des mit rund 100.000 Euro dotierten Schwerpunktjahres ist eine interaktive „Baukulturlandkarte“, die Einblicke in das heimische Baugeschehen sowie in das Jahresprogramm ermöglicht. Einen informativen Überblick bietet auch die Kulturzeitschrift „Die Brücke“, die sich in ihrer jüngsten Ausgabe ganz dem Thema verschrieben hat.
Die erste Aktion ist ab Mitte April geplant. Die Tiroler Künstlerin Katharina Cibulka bespielt dabei die Staubschutznetze einer Klagenfurter Innenstadt-Baustelle, um mit einer feministischen Botschaft für Gleichberechtigung zu werben, auch im Bereich des Bauens und der Baukultur.