Sie waren hierzulande 30 Jahre lang für „Kunst am Bau“ zuständig. Sind Sie mit dem Erreichten zufrieden?
DIETMAR MÜLLER: Ich habe versucht, aus jedem Projekt das Maximum herauszuholen. Es ist zwar nicht immer alles gelungen, etwa zehn Prozent der Projekte konnten nicht realisiert werden, aber eigentlich bin ich ganz zufrieden.


Wie viele „Kunst am Bau“-Projekte konnten Sie umsetzen?
Es dürften um die 150 gewesen sein.


Der Beginn Ihrer Tätigkeit fällt ziemlich genau mit der Novellierung des Kärntner Kulturförderungsgesetzes zusammen. Haben sich die darin enthaltenen Richtlinien bewährt?
Eigentlich schon. Die Novelle aus dem Jahr 1992 schreibt bei öffentlichen Projekten mindestens ein Prozent des Bauaufwandes für „Kunst am Bau“ vor. Es ist darüber hinaus auch gelungen, private Bauherren mit ins Boot zu holen und schöne Projekte zu verwirklichen.


Wäre die Villacher Kreisverkehrsgestaltung der Firma Oetker ein Beispiel für eine solche Privatinitiative?
Genau. Dadurch, dass ich lange Zeit bei der Ortsbildpflegekommision war und viele Kontakte hatte, konnte ich auch Gemeinden für Projekte gewinnen, die das nicht hätten machen müssen. Dasselbe gilt für die Asfinag, ÖBB oder die Kabeg.

Dietmar Müller vor einem Foto vom Oetker-Kreisverkehr in Villach
Dietmar Müller vor einem Foto vom Oetker-Kreisverkehr in Villach © hirtenfelder


Der Gestaltungsdrang in den Gemeinden hat aber nicht immer nur positive Ergebnisse hervorgebracht, wie man rund um den Wörthersee sehen kann.
Ja, leider. Aber ich habe versucht, diesen Gestaltungsdrang in die richtige Richtung zu lenken, in Richtung Kulturförderungsgesetz und Einbeziehung von Experten. Es gibt auch heute noch Direktvergaben an einzelne Künstler. Aber das hat sich gebessert. Ich war immer für Wettbewerbe mit mindestens drei Projekten, aus denen man dann auswählen konnte. Von diesem Credo ist doch ein bisschen was hängen geblieben.


In Niederösterreich fließen die Mittel für „Kunst am Bau“ in einen gemeinsamen Topf, aus dem dann größere Projekte finanziert werden können. Motto: Klotzen statt kleckern. Wäre das nicht auch für Kärnten interessant?
Das Kulturförderungsgesetz lässt eine solche Poolförderung bereits jetzt zu. Ich habe es aber immer befürwortet, dass jedes Bauprojekt eine eigene „Kunst am Bau“-Lösung bekommt. Aber es gibt auch bei uns Beispiele, wo mehr als nur ein Prozent für „Kunst am Bau“ ausgegeben wurde. Beim Kärntner Landesarchiv wurde, dem Anlass entsprechend, sogar auf drei Prozent aufgestockt.

„You will never walk alone“ –von Bernhard Wolf vor der Strahlentherapie im Klagenfurter Klinikum.
„You will never walk alone“ –von Bernhard Wolf vor der Strahlentherapie im Klagenfurter Klinikum. © Ferdinand Neumüller


Wie hoch war die höchste Auftragssumme?
Rund 150.000 Euro.


Gab es auch magere Jahre?
Es hat in Kärnten immer wieder Phasen gegeben, wo die finanziellen Mittel so bescheiden waren, dass nichts passiert ist. Ich erinnere an die Hypo-Krise. Da hat man zwei, drei Jahre alles gestoppt. Da herrschte Stillstand.


Schulden hätte Kärnten ja auch heute noch genug?
Die öffentliche Bautätigkeit hat trotzdem wieder Fahrt aufgenommen. Die größte Delle haben wir überwunden.

„Himmelsstiege“ am Drauradweg bei der Luziabrücke von Armin Guerino
„Himmelsstiege“ am Drauradweg bei der Luziabrücke von Armin Guerino © Neumüller


Was war das letzte „Kunst am Bau“-Projekt, das Sie betreut haben?
Das war der Wettbewerb für die Psychiatrie im Klagenfurter Klinikum. Der ist im Dezember entschieden worden, zugunsten von Tomas Hoke. Das jüngste Projekt, das realisiert wurde, ist jenes des Künstlerduos Zweintopf bei der Aufbahrungshalle in Bleiburg. Es handelt sich um ein Denkmal für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft.


Tomas Hoke, dessen Bruder Armin Guerino und einige andere gehen regelmäßig als Sieger aus Wettbewerben hervor. Muss man sich als Künstler spezialisieren, um in diesem Bereich erfolgreich sein zu können?
Es hilft auf jeden Fall, bei jedem einzelnen Wettbewerb mitzumachen. Und natürlich haben sich auch hier Profis herauskristallisiert.


Wie kommt man eigentlich zu Informationen über aktuelle Ausschreibungen?
Wir machen das auf der Homepage des Landes publik. Ich habe die Künstlervereinigungen immer auch persönlich verständigt, damit sie ihre Mitglieder darauf aufmerksam machen konnten. Bei größeren Wettbewerben hatten wir so bis zu 50 Teilnehmer.


Sie waren in Kärnten auch für Architekturwettbewerbe zuständig. Hat sich dieses Instrumentarium positiv auf die Qualität der Bauten ausgewirkt?
Ich war in drei Legislaturperioden Vorsitzender der Ortsbildpflegekommission und habe in dieser Funktion die Gemeinden bei der Durchführung von Architektenwettbewerben unterstützt. Das Bewusstsein für hohe Qualität ist in den letzten 20, 30 Jahren ganz sicher gestiegen. Die Anzahl der qualitätsvollen Projekte könnte dennoch höher sein.


Letztes Jahr wurde kein Landesbaupreis vergeben – ein Symptom für den verbesserungswürdigen Zustand der Baukunst in Kärnten?
Die Qualität lässt wirklich nach. Als ich in der Ortsbildpflegekommission begonnen habe, war unsere Aufgabe eher die, gute Qualität zu ermöglichen, wenn zum Beispiel die Behörde ein Projekt abgelehnt hat, weil es zu ungewöhnlich war. Heute kommen gute Projekte gar nicht mehr in die Kommission und werden von Haus aus genehmigt. Jetzt haben wir es eher mit fragwürdigen Projekten zu tun. Es geht mehr um Schadensbegrenzung und um das Bewahren des Vorhandenen.


Das Land Kärnten hat zwar für heuer ein „Jahr der Baukultur“ ausgerufen, trotzdem sind Ihre Agenden seit Monaten verwaist. Bis wann wird Ihre Stelle nachbesetzt sein?
In ungefähr zwei Monaten. Wer mein Nachfolger oder meine Nachfolgerin sein wird, weiß ich aber selber nicht.