Ende Dezember haben Sie den Science-Fiction-Film „Rubikon“, Ihr Langfilmdebüt, abgedreht. Wie kam es zu dieser Idee und zur Umsetzung?
MAGDALENA LAURITSCH: Man weiß ja nie, ob der Erstlingsfilm vielleicht auch der letzte bleibt, den man gefördert bekommt. Als Science- Fiction-Fan wollte ich, dass dieser Film in einem Genre spielt, das mir auch wirklich taugt. Ich dachte mir, ein Science-Fiction-Film geht sich knapp, aber gerade noch so mit österreichischem Budget aus.
Was stand am Anfang des Films?
Lustigerweise ein Meme im Internet, in dem nach den blödesten Antworten auf die Frage gesucht wurde, wie wohl die Astronauten auf der ISS reagieren würden, wenn unter ihnen die Welt unterginge. Ich dachte mir, das ist ein echt spannendes Szenario. Aber das allein macht leider noch keine Story. Die eigentliche Handlung ist erst in monatelanger Drehbucharbeit entstanden und wurde auch noch sehr vom aktuellen Weltgeschehen beeinflusst.
Am 2. November startete der Dreh. Das war der Tag des Terroranschlags in Wien und der letzte Tag vor dem zweiten Lockdown.
Dieser ganze Corona-Wahnsinn hat uns absurderweise sogar in die Karten gespielt. In dem Film geht es ja darum, dass drei Leute vielleicht für den Rest ihres Lebens in einer Raumstation gefangen sind – eigentlich in ewiger Quarantäne. Die reale Beklemmung am Set konnten die Schauspieler daher sogar in ihre Arbeit einfließen lassen. Genauso wie die Sorge, wann sie ihre Familien wiedersehen würden. Die verschärften Reisebestimmungen im Lockdown haben den beiden Schauspielern aus Amerika und England nämlich eine ziemliche Zitterpartie bereitet. Also es war zwar alles nicht ganz leicht, aber unterm Strich hat Covid uns geholfen, den Drehort zu bekommen.
Nämlich?
Wir haben in einer ehemaligen Panzer-Fabrikhalle in Simmering gedreht. Diese wurde plötzlich frei, da dem ursprünglichen Mieter die Auftragslage zu unsicher wurde.
Debüts sind schwierig zu finanzieren. War dieses Genre dabei förderlich oder eher hindernd?
Ich hatte das Gefühl, dass die Förderstellen gerade nach frischem Wind suchen. Mit diesem eher untypischen Projekt bin ich wahrscheinlich aus den vielen Einreichungen herausgestochen. Von Anfang an ist man mir mit großem Interesse begegnet. Ich schätze, in der österreichischen Filmszene gibt es wohl doch mehr Science-Fiction-Fans als erwartet. Der Umstand, dass mein Partner wie auch ich mit Visual Effects einige Erfahrung haben, hat sicher dabei geholfen, den Förderstellen die nötige Sicherheit für so ein Vorhaben zu geben.
„Rubikon“ wurde auf Englisch gedreht. War das geplant?
Ja, das war von Anfang an klar, weil es um eine Internationale Raumstation geht und es wäre komisch gewesen, wenn man dort Deutsch gesprochen hätte.
Mit Graf Filmproduktion ist auch eine Kärntner Firma beteiligt. Wie kam es dazu?
„Rubikon“ ist auch für meine Produktionsfirma Samsara Film ein Debüt. Gewisse Förderungen werden nur im Doppelpack mit einer erfahrenen Ko-Produktion vergeben. Beide Firmen kannten sich schon von vorherigen Projekten. Als mir die Graffilm vorgestellt wurde, war es aber Liebe auf den ersten Blick. Und dass sie, wie ich, aus Kärnten sind, hat das Band noch einmal gestärkt. Ohne sie wäre das Projekt niemals das geworden, was es jetzt ist.
Welche Kinos besuchten Sie in Ihrer Kindheit?
Ich bin aus Althofen, aber in St. Veit zur Schule gegangen. Wir sind damals sehr oft nach Klagenfurt ins Wulfenia gefahren. Das war immer eine große und besondere Sache, dort oben in der Galerie zu sitzen.
Gab es eine Videothek im Ort?
Ja, da waren wir oft. Ich war ein totales Film- und Fernsehkind. Ich habe Filme im ORF gesehen. Wir hatten so viele VHS-Kassetten, dass wir sogar Türme damit bauen konnten.
Aktuell verbringen Sie viel Zeit im Schneideraum. Ist das Regisseurinnen-Dasein eigentlich so, wie Sie es sich vorgestellt haben?
Sie meinen, wie man sich das als Teenager so vorstellt, dass man irgendwann mit einem Oscar dasteht? Nein, Filmemachen ist nicht so glamourös und lustig, wie oft vermittelt. Im Gegenteil: Es ist Knochenarbeit. Aber dafür ist es auf andere Weise sehr erfüllend. Ich kann mir vorstellen, dass es sich ähnlich anfühlt, ein Kind großzuziehen. Man hat extreme Verantwortung, manchmal Angst. Man will für seinen Schützling nur das Beste und muss sich daher auch vielen Problemen stellen. Man tut alles, um ihn zu formen und das Beste herauszuholen. Auch wenn eine Menge Schweiß, Blut und Tränen hineinfließen ist es schön, etwas von Null auf zu kreieren und dann in die Welt hinauszuschicken.