Jonas Kaufmann, Günther Groissböck, Sebastian Holecek, Florian Boesch, Eva Liebau oder Markus Werba: Um nur einige einer langen Liste zu nennen, die sich wie das „Who is who“ der heutigen Gesangsstars liest. Blutjung waren die Künstler damals, als sie Heide Rabal, Leiterin des Besetzungsbüros und persönliche Referentin von Intendant Dietmar Pflegerl, bei internationalen Wettbewerben entdeckt hat und am Stadttheater Klagenfurt debütieren ließ. Neben einer intensiven Betreuung vor Ort bekamen sie auch lang nach Klagenfurt wohlgemeinte Ratschläge, ob eine Rolle für die Stimme geeignet wäre. Deshalb wurde Rabal von ihren Schützlingen immer wieder liebevoll „Sängermutter“ genannt. „Hin und wieder musste ich auch schimpfen, wenn sie leichtfertig mit ihrer Gesundheit umgegangen sind.“
Stolz ist die temperamentvolle Künstlerin auch, dass das Stadttheater damals international den Ruf einer exzellenten „Sängerschmiede“ hatte. „Irgendwie waren sie alle meine Kinder“, schwärmt die Grande Dame, die von 1992 bis 2007 am Haus war. Und: „Wenn man bedenkt, welche Karriere sie machen und wo sie jetzt singen: Staatsoper, Salzburger Festspiele, Bayreuth, Scala.“ Zudem debütierten am Stadttheater Klagenfurt auch mittlerweile weltweit engagierte Dirigenten wie Henrik Nanasi, Robin Ticciati oder Alexander Joel.
Dieser Tage feierte die ehemalige Sängerin, die in ihrer Heimatstadt Graz und in München (gemeinsam mit Agnes Baltsa) Gesang studiert und selbst an der Wiener Staats- und Volksoper oder bei den Bregenzer Festspielen wichtige Rollen gesungen hat, ihren 80. Geburtstag. Ob sie das Stadttheater vermisst? „Nein, jedes Ding hat seine Zeit“, hält sie es mit dem Rosenkavalier und erläutert: „Die Zeit im Haus war wunderbar, aber auch stressig. Etwa wenn ich für ausgefallene Sänger im letzten Moment einen Ersatz besorgen musste. Ich würde aber zu hundert Prozent wieder den gleichen Beruf wählen.“
Besonders stolz ist Rabal, die auch im Kulturgremium des Landes saß, dass sie Dietmar Pflegerl („ein toller Theatermann mit einem großen Sinn für Ästhetik“) dazu überreden konnte, Opern zu inszenieren. „Er hat uns packende Abende beschert. Wir wurden mit Mozarts ‚Il sogno di Scipione‘ sogar zu den Salzburger Festspielen eingeladen.“
Rabal ist am Kulturleben immer noch sehr interessiert, ihre Urteilskraft ist ungebrochen und sie nimmt sich kein Blatt vor den Mund. Sie liest viel und hört noch mehr Musik, „die mich immer in eine andere Dimension trägt. Ich halte es hier mit Nikolaus Harnoncourt: Wir alle brauchen die Musik, ohne sie können wir nicht leben.“Nicht ohne Stolz erwähnt sie auch ihren einzigen Sohn Alexander Krampe, der als international anerkannter Arrangeur – unter anderem von Kinderopern in München, Zürich und Wien – Karriere macht. Vom neuen Intendanten des Stadttheaters Aron Stiehl hält sie übrigens viel: „Er beherrscht sein Handwerk, ist die richtige Wahl und ein Glücksfall für das Haus!“
Fit hält sie sich mit Gymnastik und Schwimmen. Und wie geht es ihr so in dieser schwierigen Zeit? „Sehr gut: Ich bleibe zu Hause, sitze wie ein alter Kater vor meinem Ofen, den Pflegerl mir seinerzeit erstmalig am Bauch liegend mit Buchenholz eingeheizt hat! Und mir ist keine Sekunde langweilig.“ Auch heute noch hat sie ihren Humor nicht verloren.
Ob sie selbst noch manchmal singt? „Keinen Ton mehr, nicht einmal in der Badewanne.“ Da bleibt nur mehr herzlich zu gratulieren: Ad multos annos!
Helmut Christian