Die Geschichte von Vertreibung und Versklavung, von Flucht und vom Fremdsein ist so alt wie die Menschheit. Von den Troerinnen, die die Griechen beherrschen wollten bis zu den Kärntner Slowenen, die von den Nazis ausgesiedelt oder ermordet wurden. Nicht nur, aber besonders Frauen sind die Leidtragenden von Gewaltherrschaft.
„Das ist das Schicksal der Frauen, erobern Männer Raum“ sagt Kassandra in der zweisprachigen Theaterperformance „Dies irae“ von Nika Sommeregger, die als Kooperation von Theater Iskra und Theater KuKuKK Freitag Abend uraufgeführt wurde.
Das Ambiente war dabei so archaisch wie das Thema: Das breite Schotterflussbett des Rosenbachs auf dem Weg zur Einmündung in die Drau bildete die Naturkulisse. Drei schwarz gekleidete Schauspieler geben den Frauen eine Stimme, wie selbstverständlich wird abwechselnd auf Deutsch und Slowenisch erzählt - von Sabine Kristof-Kranzelbinder, der zornig-ernüchterten Hekabe, Königin von Troja, von der jugendlich unbekümmerten bis trotzigen Valentina Inzko und von Michael Kristof-Kranzelbinder, der einmal verzweifelt ausruft: „Das Exil und den Tod kann man nicht lernen!“
Ein vierköpfiger Frauenchor ganz in Weiß begleitet das ruhige, fast statische Geschehen mit slowenischen Liedern und lässt an die Frauen in den KZs denken. Ebenso wie der Musiker Mathias Krispin Bucher, der sich gebückt durch die steinige Landschaft schleppt und zwischendurch sein Cello oder Saxophon erklingen lässt. Der Bach rauscht unbeeindruckt wie eh und je, über den Karawanken türmen sich Gewitterwolken, und die verzweifelten Seelen fragen sich: „Was nimmt man mit in die Vertreibung, was packt man da ein?“
Aktuellen Flüchtlingsschicksalen geben Foto-Porträts von Frauen unterschiedlichster Nationalität (Arnold Pöschl) Gesicht und Gewicht. Eine sehenswerte Produktion.
Karin Waldner-Petutschnig