Nach einigem Zögern hat man sich doch entschlossen, das Museum des Nötscher Kreises für heuer zu öffnen. Schließlich ist die Ausstellung seit einiger Zeit fix und fertig. Allein die Umstände hinderten daran, Besucher hineinzubitten. Wegen der verhältnismäßig geringen räumlichen Dimension des Museums bitten die Verantwortlichen auch um Verständnis, dass eine offizielle Eröffnung nicht stattfindet, denn es wäre unverantwortlich, größere Besucherströme durch die vier Ausstellungsräume zu führen. Auch wenn das, was gezeigt wird, äußerst sehenswert ist.
Ausstellungskuratorin Sigrid Diewald erinnert an die von Anton Kolig im Jahre 1930 fertiggestellten Fresken im Klagenfurter Landhaus und den Umgang, den dieses wichtige Monumentalwerk in Folge erfahren musste. Borniertheit und Kulturbarbarei führten dazu, dass Koligs Freskenzyklus 1938 zerstört wurde. Erhalten geblieben sind davon nur Schwarz-Weiß-Fotos, mit denen die künstlerische Gestaltung des Konferenzraums dokumentiert wurde, und einige Berichte von Zeitzeugen. Demnach sollen die Wandmalereien, so der Kunstexperte Otto Demus, durch ihre „fast distanzlose Unmittelbarkeit“ eine – für damalige Verhältnisse – irritierende Wirkung erzielt haben. Auch von einem nachhaltigen Eindruck an Farbigkeit wird berichtet. Die Diskussion von vor mehr als 80 Jahren war weitgehend von Unverständnis für die Moderne geprägt. Denn politische Ansagen sind in diesem Werk nicht auszumachen. Vielmehr geht es um die großen Lebensthemen des Menschen, wie Liebe, Tod, Sinnlichkeit, Kunst und Vergänglichkeit. Kolig hat diese Themen mit seinen Künstlerkollegen, die mit ihm gemeinsam den Zyklus im Sinne der damals viel diskutierten „Werkstattidee“ realisierten, mit überlebensgroßen Figuren in Szene gesetzt. Auch Demus konnte „im Gegenstande und in der Form“ nichts finden, „was anstößig sein könnte“. Dennoch fiel das Werk der Spitzhacke zum Opfer.
Vergrößerte Fotografien
Sigrid Diewald hat nun verbliebene Dokumentarfotos so weit vergrößert, dass sie dem Originalformat der Fresken entsprechen, und diese installiert. So wird die Dimension der Wandmalereien erlebbar; wenn auch nur in Schwarz-Weiß. Schüler der HTL-Villach, Abteilung Innenarchitektur und Holztechnologien, haben ein Modell des Freskenraumes im Landhaus im Maßstab 1:20 erstellt, um einen Gesamteindruck der damaligen Situation zu vermitteln. Eine Gruppe von Studierenden der Wiener Uni für angewandte Kunst hat sich, nach genauen Recherchen, mit den ästhetischen Vorgaben der Kolig-Fresken auseinandergesetzt. Ebenso die Kärntner Künstlerin Elisabeth Wedenig. So entstanden Malereien, Zeichnungen und Installationen, um Fragen zur Farbigkeit, aber auch zur inhaltlichen Seite des geschändeten Kunstwerks zu formulieren. Durchsetzt ist die Ausstellung ferner durch eine Reihe von Originalbildern Koligs in ihrer bekannten erdigen Tongebung. Die Gegenüberstellungen und Konfrontationen erweitern die Sicht auf Anton Kolig und den Nötscher Kreis. Klein, aber sehr fein!
Willi Rainer