Nadine Zeint. hier bei einem Auftritt in Helfrieds "Strenger Kammer"
Nadine Zeint. hier bei einem Auftritt in Helfrieds "Strenger Kammer" © kulmer

Nadine Zeintl: "Wenn alles wieder normal ist, will ich mit einem Solo durchstarten“

Am 25. Mai feiert Nadine Zeintl ihren Geburtstag: „Ich hoffe, dass ich da wieder arbeiten kann“, sagt die Schauspielerin. Gerade hat sie am klagenfurter ensemble „Das Mädchen aus der Streichholzfabrik“ gespielt (zu sehen übrigens auf Youtube), eigentlich sollte sie derzeit am Gärtnerplatztheater in „Tschitti Tschitti Bäng Bäng“ auf der Bühne stehen: „Ich bin nach München für die Proben gefahren. Noch am ersten Nachmittag wurde das Theater geschlossen“, so die gebürtige Oberösterreicherin, die seit vielen Jahren in Kärnten lebt. Die Folge: „Ich bekomme nichts bezahlt. Und das Theater in München zahlt sehr gut. Ich habe mit der Gage gerechnet, das Geld fehlt mir jetzt natürlich.“ Trotzdem findet die 33-Jährige die Maßnahmen „absolut wichtig und richtig. Es ist halt schwierig, nur zu Hause herumzusitzen und nichts zu verdienen.“
Was sie freut, ist die große Solidarität: „Alle rufen an und fragen, wie es mir geht.“ Auch der Vermieter sei sofort gekommen und habe gefragt, ob alles in Ordnung sei. „Jetzt muss ich einmal schauen, wo ich eventuell Unterstützung bekommen kann. Aber eigentlich will ich so schnell wie möglich wieder arbeiten.“ Zu tun gäbe es genug für die Schauspielerin, die vor Jahren am Stadttheater unter anderem in „Ghetto“ und „My Fair Lady“ begeisterte und mittlerweile viel in der freien Szene arbeitet. Ab April würde sie für das klagenfurter ensemble – längst so etwas wie ihre künstlerische Heimat in Kärnten – proben. Im Mai würden dann die Proben starten für Handkes „Immer noch Sturm“ sowie für „ Florence Foster Jenkins“ (Titelrolle) auf der Heunburg. Bis dahin will sie die Zeit nutzen und mit ihrem Partner, dem Schauspieler Oliver Vollmann, ein Solo-Programm schreiben: „Jetzt habe ich die Zeit dafür. Wenn alles wieder normal ist, können wir mit diesem Programm durchstarten, damit endlich wieder Geld hereinkommt.“

Philipp Kienberger, vielseitiger Bassist aus Wolfsberg
Philipp Kienberger, vielseitiger Bassist aus Wolfsberg © KK

Philipp Kienberger: „Man vertreibt sich die Zeit mit Üben“

Eigentlich hätte er Mitte März ein Gastspiel in seiner Kärntner Heimat gegeben – eine der vielen Corona-bedingten Absagen in Kärnten. Philipp Kienberger wollte mit seiner Band Sketches of Duality das Album „Spectrum“ präsentieren, mit dem die 2015 gegründete Truppe im Vorjahr unter anderem am Popfest in Wien, am Soundcity Festival in Liverpool und am Reeperbahn-Festival in Hamburg gastierte. Mit der Mischung aus Hip-Hop, britschem Rap und Jazz wurde man außerdem „FM4 Act des Monats“. Dass der in Wien lebende Bassist trotz der Absage derzeit in Kärnten ist, ist aber eine der wenigen Glücksfälle der derzeitigen Situation: „Hier ist es ein bisschen erträglicher, weil man rauskann und mehr Platz hat. Aber viele große Konzerte, auf die ich mich sehr gefreut habe – darunter eines im ausverkauften Radiokulturhaus in Wien – wurden abgesagt“, bedauert der gebürtige Wolfsberger. Generell herrsche in Musikerkreisen eine „depressive Grundstimmung“, man könne derzeit wegen der unsicheren Situation keine Konzerte ausmachen, viele Veranstalter seien auch unerreichbar: „Man vertreibt sich seine Zeit mit Üben und Komponieren“, so Kienberger, dessen Wurzeln beim Jazz liegen und „bei allem, was frei und experimentell ist“. An seinem Instrument schätzt der Bassist, der in Linz studiert hat, dass man „eine subtile gestalterische Rolle einnimmt: Man spielt nicht die Melodie, aber prägt den Grundcharakter eines Stücks.“ Das gilt wohl auch für ein weiteres Projekt, die 13-köpfige Formation Little Rosies Kindergarten. Hier steht Jazz im Vordergrund, bei dem „viel improvisiert wird“, so Kienberger, der selbst Stücke für die Formation schreibt. Seine Lust auf Neues zeigt sich auch bei einem anderen Ensemble, für das er komponiert: „Kvin“ ist ein tiefes Streichquartett mit Klavier und spezialisiert auf zeitgenössische Musik.
Nach der Absage der Konzerte in Wolfsberg und auch in Graz hat Sketches of Duality übrigens ein Livekonzert auf Facebook gegeben: „Wir haben noch nie so viele Leute mit einer Aktion erreicht und möchten das gerne wiederholen, sobald man sich zumindest wieder in größeren Gruppen treffen kann.“ Freuen würde ihn, wenn seine Musik auf Spotify & Co. gestreamt würde. Noch besser: die CDs kaufen, die es von seinen diversen Formationen gibt. „Das würde uns allen finanziell am besten durch diese Zeit helfen.“

www.philippkienberger.com

Ina Loitzl (Mitte) gemeinsam mit Tanja Prušnik bei der Verleihung des Kärntner Menschenrechtspreises 2019
Ina Loitzl (Mitte) gemeinsam mit Tanja Prušnik bei der Verleihung des Kärntner Menschenrechtspreises 2019 © LPD/Just

Ina Loitzl: "Ausstellen bedeutet nicht gleich Verkauf"

Unmittelbar vor Ausbruch der Coronakrise hatte sich Ina Loitzl buchstäblich zum Affen gemacht. In der U-Bahn-Unterführung am Wiener Karlsplatz zeigte die 47-jährige Multimediakünstlerin über Wochen hinweg eine Performance im Gorilla-Kostüm, um auf die prekären Lebensverhältnisse vieler Kolleginnen hinzuweisen. Dabei gehe es ihr selbst „relativ gut“, betont die dreifache Mutter, die auch sonst sehr uneigennützig an andere denkt, etwa im Rahmen der Aktion „den blick öffnen“, bei der ein Teil der Ausstellungserlöse karitativen Einrichtungen zugutekommt. Für dieses Engagement hatte sie 2019 gemeinsam mit ihrer Kollegin Tanja Prušnik den Kärntner Menschenrechtspreis erhalten.
Im Grunde habe sich durch die aktuelle Situation für sie als bildende Künstlerin gar nicht so viel geändert, zeigt sich Loitzl gelassen. Denn schon bisher habe sie sich in einer „Kunstquarantäne“ befunden. „Sind wir nicht oft tagelang allein in unseren Ateliers, machen Sport, wenn die anderen in ihren Büros sitzen und arbeiten noch, wenn der Rest der Stadt schon seit Stunden schläft?“ Nachsatz: „Es ist eigentlich wie immer, nur, dass die gesamte Familie auch zu Hause ist.“
Natürlich habe auch sie geplante Ausstellungen absagen müssen. Aber der finanzielle Verlust halte sich in Grenzen: „Ausstellen bedeutet nicht gleichzeitig Verkauf – wäre schön, wenn diese Tätigkeit auch finanziell einmal als Aufwand und kulturelle Dienstleistung wertgeschätzt werden würde. Vom Schulterklopfen kann man leider die Einkäufe für seine Kinder nicht bezahlen.“
„Nervös“ mache sie die Coronakrise allerdings schon. Vor allem frage sie sich: „Wann wird sich nach den ganzen Absagen die Menschheit wieder hinaustrauen – in die Galerien, in Ausstellungen? Wird die allgemeine finanzielle Notlage zu einer Minimierung der Kunstkäufe führen? Oder leiden viele jetzt in wochenlanger Quarantäne unter diesen leeren, faden Wänden und erkennen, wie gut es doch täte, gerade jetzt Kunst zu besitzen?“
Sie selbst habe jetzt jedenfalls „mehr Zeit für Arbeiten, die schon lange unrealisiert im Skizzenblock warten“. Erst jüngst schuf die gebürtige Klagenfurterin die Trophäe für den neuen Maria-Tusch-Frauenpreis ihrer Heimatstadt. Was sie sich von der Politik wünschen würde? Ina Loitzl: „Das bedingungslose Grundeinkommen wäre für die gesamte Kreativszene eine tolle Stütze in Krisenzeiten. Hier würde sich der Staat zukünftige Unterstützungsgelder und die gesamte damit verbundene Bürokratie ersparen. Jetzt wäre die Zeit reif dafür.“