Eigentlich ist es schwer nachvollziehbar, warum Giuseppe Verdis „Luisa Miller“ auf unseren Opernbühnen so selten zu erleben ist. Denn einerseits wurde das Ränkespiel, das auf Schillers „Kabale und Liebe“ basiert, von Salvatore Cammarano theatralisch effektvoll in ein Libretto gegossen. Und andererseits hat Verdi diese Oper am Ende seiner selbst so bezeichneten Galeerenjahre (Uraufführung in Neapel 1849) und 15 Monate vor seinem „Rigoletto“ in wunderbar melodiöse, lyrische, aber auch glutvolle Musik verpackt.
Das Werk wirkt naturgemäß dann ganz besonders, wenn es überwiegend hochwertig interpretiert wird wie jetzt am Laibacher Opernhaus: Allen voran singt Jenish Ysmanov den Rodolfo mit einem wunderbar klingenden und exzellent geführten Tenor mit viel Schmelz. In der Titelrolle erlebt man Elvira Hasanagič mit farbenreichem, koloratursicherem Sopran. Elena Dobravec singt Luisas weibliche Rivalin um die Gunst des Grafensohns Federica klangschön. Nicht unbedingt mit nobelster Gesangskultur, aber mit angenehm klingendem Bariton gestaltet Jure Počkaj Luisas Vater. Fast ohne zu agieren, recht eindimensional und nicht immer intonationssicher singt Juan Vasle den Grafen Walter. Saša Čano ist kein intriganter, dafür umso bösartigerer und brutalerer Wurm mit kraftvollem Bass. Sehr homogen singt der Chor des Hauses.
Anfänglich nicht immer eines Sinnes im Zusammenspiel und nicht mit dem nötigen Feinschliff, aber speziell im zweiten Teil dramatisch sehr akzentuiert, versteht es Dirigent David Švec, im Orchester der Laibacher Oper bei ausgereizter Dynamik viele spannungsvolle Momente zu erzeugen.
Vor einem halbrunden, in verschiedenen Farben ausgeleuchteten Horizont, auf fast leergeräumter Bühne mit nur einigen Stühlen und einem Tisch, in historisierten Kostümen und Trachtendirndln lässt Altmeister Lutz Hochstraate die Geschichte in einem Labyrinth von Lug und Trug, Sein und Schein sehr reduziert und klar erzählt ablaufen. Während anfänglich noch die Statik regiert und wenig Interaktion zu erkennen ist, packt der zweite Teil umso mehr durch intensives Spiel, insbesondere beim tödlichen Finale. Viel Applaus!
Helmut Christian