Die Gründung des Festivals Trigonale, die Orchesterakademie Ossiach, den Zyklus mit allen neun Beethoven- und den vier Brahms-Sinfonien im Klagenfurter Konzerthaus, die für Kroatien und Kärnten konzipierte PurPur-Reihe – den Namen Michael Fendre verbindet man mit einer Reihe von ehrgeizigen Projekten. Zuletzt hat sich der Dirigent, der seit 2010 künstlerischer Leiter des Festivals Kvarner in Opatija ist, für Klagenfurt als Kulturhauptstadt 2024 ins Zeug gelegt. Vergeblich, wie man heute weiß.
Auch, wenn man in Kärnten wenig von Michael Fendre hört – fad wurde ihm nicht. So hat er seine Homepage zu den Haydn-Sinfonien vollkommen neu aufgesetzt. Diese war im Zuge des nach einem Endlosstreit mit der Esterhazy-Stiftung eingestellten Haydn-Festivals vom Land Burgenland einfach abgedreht worden, worauf sich ein spanisches Konsortium die Adresse gesichert hat. Fendre hat die Adresse um 300 Euro zurückgekauft und großzügige Financiers für die neue Homepage gefunden: Das Land Niederösterreich (Joseph Haydn wurde im niederösterreichischen Rohrau geboren) und die List-Gruppe (das Parkhotel Pörtschach ist auch mit Sponsoren-Logo auf der Website vertreten) sind zu gleichen Teilen eingestiegen.
Auf www.haydn107.com kann man nicht nur in 4500 Seiten Partituren aller Sinfonien blättern. „Drei Viertel der Sinfonien sind in mindestens zwei Interpretationen zu hören“, sagt Fendre. „Das sind ein paar hundert Stunden Musik“, nennt Fendre das Datenvolumen von 52 Gigabyte. „Wenn ich gewusst hätte, was ich mir da wieder antue, ich hätte es nicht gemacht“, sagt Fendre in Anspielung auf seinen ersten Haydn-Streich www.haydn13.com – die Website mit der wissenschaftlichen Aufarbeitung der 13 Haydn-Opern, die Fendre 2018 fertiggestellt hat. Beide Websites sind mit einer Timeline verbunden.
Oratorienseite
Plant er einen weiteren Haydn-Streich? „Ja, eine Oratorienseite, die „Schöpfung“ habe ich schon vorbereitet“, lautet die Antwort. Das wäre dann – entsprechend der Anzahl der Oratorien – die Website www.haydn6.com. Zu dieser zeitintensiven Arbeit wird der 45-Jährige heuer allerdings nicht kommen. Denn als künstlerischer Leiter des Festivals Kvarner ist Fendre am Rande auch in den Veranstaltungsreigen von Rijeka, der Kulturhauptstadt 2020 involviert. Am 1. Februar wird das Kulturhauptstadt-Jahr in der Kvarner-Bucht mit einem Riesenevent eröffnet. „Die ganze Stadt wird multimedial zum Klingen gebracht. Alles, was Geräusche macht, ist beteiligt“, weiß Fendre, der bei diversen Projektpräsentationen auf Kroatisch sprachlich sehr gefordert ist. „Die meisten Kroaten sprechen besser Englisch oder auch Deutsch als mein Kroatisch je sein wird“, stellt er fest.
Stradivari-Renaissance
Sein Part im Zusammenhang mit Rijeka 2020 ist allerdings ein anderer: Ausgehend vom kroatischen Geigenbauer Franjo Kresnik, der in Rijeka die Renaissance der Stradivari eingeleitet hat, ist ein Projekt entstanden, das die historische Verbindung zum italienischen Cremona aufzeigt (Meeres- und Geschichtsmuseum). „Rijeka sollte ja nicht nur als die Stadt bekannt sein, in der der Torpedo erfunden wurde“, sagt Fendre. Eine kleine Fassung zur Stradivari-Renaissance wird es beim Festival Kvarner geben, das auch Partner in einem 4-Millionen-Euro-EU-Projekt (neun Länder, darunter Frankreich, Deutschland, Spanien) ist. Weiters fixiert sind Orchesterkonzerte (9. Juli und im Oktober in Opatija), eine Reihe von Konzerten und Workshops zwischen 19. und 30. August sowie am 25. Oktober eine Kooperation mit dem Konzert- und Reiseveranstalter Michael Springer: Springer führt einen Zug von Wien nach Opatija zu einem Konzert von Ildikó Raimondi (Sopran), am Klavier begleitet Eduard Kutrowatz, durch das Programm führt Georg Wagner-Trenkwitz.
Uschi Loigge