"Das Wasser war immer schon ein Antriebsfaktor in meiner Kunst“, erklärt Günther Rhoosn, der mit seinen plastischen Arbeiten den Hauptsaal des Künstlerhauses beherrscht. Eigentlich sind es Relikte unserer Industriegesellschaft, die der gebürtige Villacher aus diversen Flüssen „fischte“, um sie neu zu arrangieren und skulptural zu veredeln. Rostige Schaufeln finden sich ebenso darunter wie eiserne Spitzen von Brückenpiloten oder ein zum Wandrelief umfunktioniertes Alu-Blech, mit dem der 58-Jährige durchaus schmerzhafte Erinnerungen verbindet: Bei dessen Bergung im Tagliamento war er schwer gestürzt und brach sich dabei eine Rippe.
Neben Rhoosn hat Kuratorin Ingeborg Kofler für die Ausstellung noch drei weitere Künstlerpersönlichkeiten rekrutiert, die „sich im weiten Sinn mit der Transkription realer Erfahrung und Wahrnehmung ins Zeichenhafte“ befassen. Besondere Aufmerksamkeit verdient dabei Lore Heuermann, die sich mit ihren seismografisch anmutenden Bewegungsstudien auch international einen Namen gemacht hat. Neben kalligrafischen „Energiefeldern“, die sie mit Bambusfedern auf handgeschöpftem Himalaya-Papier fixierte, beeindrucken vor allem ihre in den 1980ern entstandenen Glasradierungen. Rund 200 Bilder habe sie damals mittels Flusssäure auf zerbrechliches Glas geätzt, erzählt die gebürtige Westfälin, die mit Sarah Wiener – eine gemeinsame Tochter mit dem Literaten Oswald Wiener – eine nicht minder prominente Tochter hat. Bei der Ausstellungseröffnung am vergangenen Freitag bot die 82-Jährige eine ihrer Live-Performances, bei der sie die Bewegungen eines Tänzers zeichnerisch mit der Tuschefeder begleitete.
Schriftbilder und gezeichnete Bücher
Starke Eindrücke hinterlassen auch die Acrylarbeiten des Niederösterreichers Franz Stefan Kohl, der geometrisch-lineare Strukturen auf Leinwände oder gemusterte Stoffe bannte unddabei die Wechselwirkungen von Konstanz und Dynamik, Rhythmus und Proportion auslotet. Konzeptueller Minimalismus prägt dagegen die Kartonzeichnungen des aus Tirol stammenden Pistoletto-Schülers Thomas Laubenberger-Pletzer, der konkret-poetische Schriftbilder zu wandfüllenden Symbolen vereinte.
Ein Besuch empfiehlt sich auch in der Kleinen Galerie des Künstlerhauses, wo der gebürtige Villacher Günter Egger einen Querschnitt durch sein grafisches Schaffen präsentiert. Die Radierungen und Mischtechniken des 64-Jährigen bilden eine kostbare Chronik des Alltäglichen, mit Motiven wie einem Misthaufen, diversen Insekten oder profanen Bierdosenverschlüssen. Eine ganz spezielle Patina und Aura besitzen seine Abbilder von Zeitungsausschnitten oder Büchern, darunter Josef Winklers Kalkutta-Tagebücher oder solche, die er in der Gailtaler Keusche seines Großvaters aufgespürt hat. Es sind allesamt Radierungen in Perfektion, die dem Vergänglichen eine kleine zusätzliche Dauer verleihen.