Im Landestheater Niederösterreich läuft „Der Parasit“ bereits seit einigen Wochen. Nun kommt Friedrich Schillers Lustspiel als Koproduktion ans Stadttheater Klagenfurt. Regie führte der Schweizer Fabian Alder, der zwar bei der heutigen Premiere fehlen wird, dafür aber am kommenden Samstag für einen der Schauspieler einspringen wird. Das sei „seit Langem so geplant“ gewesen, erklärt der 38-jährige Wahlwiener, der in Augsburg bereits „Die Räuber“ inszenierte, aber sich weder als Schiller- noch als Klassik-Spezialisten betrachtet.

Zeitloser Typus

In der Komödie „Der Parasit“ geht es um einen Pariser Emporkömmling, der für den Regisseur einen zeitlosen Typus verkörpert: „Er ist ein Charakter, dessen Talente in den sogenannten Soft Skills liegen, also im Sozialen und Psychologischen, und der diese zielstrebig einsetzt, um nach oben zu kommen. Ihm geht es nicht um Inhalte oder um eine bestimmte politische Ideologie. Er spielt einfach nur eine Rolle innerhalb eines Systems.“ In seiner Inszenierung hat Alder aber nicht nur den Fokus auf die Figur des manipulativen Schmarotzers Selicour gelegt, „sondern auch auf jene, die sich manipulieren lassen“. Alder: „Das ist ja in der heutigen Politik auch so. Meistens kennen ja die Leute die Wahrheit über bestimmte Sachverhalte, doch das genügt oft nicht, um das Böse zu verhindern. Das eigentlich Interessante ist die Frage: Warum brauchen die Leute einen solchen Mann und inwiefern profitieren sie von ihm?“

Groteske Anzüge


Alder verzichtet zwar auf direkte Anspielungen auf bestimmte heutige Politiker, lässt aber seine Figuren in modernen, grotesk anmutenden Anzügen über die Bühne stolzieren und hat am Ende auch einen eigenen Epilog angefügt, der den Lustspielklassiker in die Gegenwart führt. Alder: „Es gibt letztlich eine moralische Botschaft, Kritik an Vetternwirtschaft, Nepotismus und Falschheit. Das Stück endet damit, dass der Zuschauer aufgefordert wird, die Augen offen zu halten und zu erkennen, dass es im wirklichen Leben viel schwieriger ist, die Bösewichte zu bestrafen als auf der Bühne.“

Wie die Hauptfigur im Stück hat sich übrigens auch Friedrich Schiller mit fremden Federn geschmückt. Bei der Weimarer Uraufführung im Jahr 1803 war mit keinem Wort davon die Rede, dass es sich bei „Der Parasit“ um die Übersetzung einer Komödie des Franzosen Louis-Benoît Picard handelte. Zwei Jahre später war der deutsche Dichter tot. Es blieb das einzige Lustspiel, das er unter seinem Namen veröffentlichte.