Und am Ende spuckte sie auf den Boden. Wie es sich gehört. Das Herz dieser Frau schlägt schließlich im Rhythmus der Punkmusik.

Alles begann im "Politeama Rossetti" in Triest am Montagabend mit einem Gedicht von Rainer Maria Rilke: "Every Angel is terrible." Begleitet wurde Patti Smithvon Tony Shanahan an der Gitarre und am Klavier, ein Abend, als würde einen ein Engel streifen.

Die weißen Haare schulterlang, die Hände zu "Wings" geformt: "I was a wing in heaven blue" sang sie händetanzend mit dem Blick in das Himmelsgewölbe des Rossetti-Theaters gerichtet. Dort oben unter der Kuppel zogen wirklich Wolken über den blauen Himmel. Aus der Tiefe ihrer Kehle, aus der Kraft ihres Herzens kam eine Macht, die den Raum erfüllte: Sie hatte schon lange davon geträumt, einmal hier zu sein: "Now my dreams come true", sagte sie. Aber, dass sie hier auch einmal singen werde, das hatte sie nicht gedacht. "Ghost" und "Grateful" folgten.

Smith erzählte immer wieder: Wie jene Geschichte, dass sie zu Hause in Amerika nicht einmal die Schule abgeschlossen hat, aber hier in Padua habe man ihr ein Ehren-Doktorat verliehen. Bei "Dancing barefoot" ist sie dann ganz die alte Rockerin. Viele große Songs folgen.

"Flying mother nature"

"After the Goldrush", ein Cover von Neil Young, wird eines der eindringlichsten dieses Abends: "Flying mother nature", weil es auch passt. Weil Patti Smith immer noch Rebellin ist, wenn sie die Kraft der "People" beschwört, die Umweltaktivisten dieser Welt in das Rossetti-Theater holt und dann noch schnell das  grandiose "Pissing in a River" anstimmt: "And watching it rise." Und dann spuckt sie auf die Bühne. Zweimal. Und man freut sich, wenn man die schönen Samtvorhänge sieht. Und die gut gepolsterten Sitze. Und ihre Spucke erahnt. Dort auf dem Boden, der den Punk bedeutet, den Rock 'n' Roll. Das Ungebändigte und das Schöne. Die Poesie der Worte und der Musik. Einer großen Künstlerin, die den Engeln die Hände reicht. 

Setlist in Triest: von Patti Smith selbst geschrieben
Setlist in Triest: von Patti Smith selbst geschrieben © Privat