Regisseurin Margit Mezgolich möchte mit ihrer Freien Gruppe Theater IG Fokus an "theaterfernen" Orten humorvoll gesellschaftspolitisch relevante Themen verhandeln. Im Jänner 2018 brachte sie Anna Weidenholzers Roman "Der Winter tut den Fischen gut" über eine Verkäuferin, die 52-jährig nach 25 Jahren Arbeit in ein und derselben Boutique entlassen wird, in einem ehemaligen Parkettgeschäft in der Hütteldorfer Straße heraus. Mit ihrer zweiten Produktion, "Königin der Berge" des Kärntner Autors Daniel Wisser, bespielt sie nun die Kunsttankstelle Ottakring - eine alte, 2007 von bildenden Künstlern für Ausstellungen, Lesungen und Präsentationen umgebaute Tankstelle.
"Vom Flair her ist der Ort super: Einerseits ist er innen atmosphärisch eher steril, anderseits ist die Umgebung rund um Yppenplatz und Brunnenmarkt lebendig und cool", sagt Mezgolich im APA-Gespräch.
Wissers Roman zählt zum Gelungensten und Berührendsten, das in den vergangenen Jahren über Krankheit und Tod, Lieben und Leiden geschrieben wurde. Die Hauptfigur Robert Turin, ein ehemals erfolgreicher IT-Firmengründer, der mit 36 Jahren auf die MS-Station eines Wiener Pflegeheims kam und nun hier seinen 46. Geburtstag feiert, ist ein Ober-Checker, der, soweit es seine Krankheit zulässt, die Fäden gerne in der Hand hält. Das betrifft auch seine Planungen für das Herbeiführen des eigenen Lebensendes. Nachdem mehrere Selbstmordversuche gescheitert sind, benötigt er nun einen Chauffeur für einen Ausflug in die Schweiz, wo Freitodbegleitung erlaubt ist.
Alle wichtigen Fragen
Sie sei mit dem Thema in der eigenen Familie konfrontiert gewesen, schildert Mezgolich. "Mein Vater war chronisch krank. Die letzten zehn Jahre seiner Erkrankung waren für alle außerordentlich fordernd. Wissers wunderbarer Roman spiegelt sehr viele Fragen wider, mit denen wir in dieser Zeit konfrontiert waren." Dazu zähle nicht nur die Frage des selbst bestimmten Lebensendes, sondern der Beurteilung von Lebensqualität durch einen Außenstehenden.
Für die Hauptfigur hat Mezgolich in Markus Zett, der kürzlich in der bei den kommenden Nestroy-Preisen als beste Off-Produktion nominierten Theater-Sitcom-Serie "The Bruno Kreisky Lookalike" von Toxic Dreams den einstigen Bundeskanzler verkörperte, "einen idealen Darsteller gefunden: Er hat punktgenau das richtige Alter und balanciert im Spiel genau am Grat zwischen sympathisch und kantig". Vorstellungen sind zunächst bis 4. Dezember angesetzt.