"Wir sind so klein in der Geschichte angesichts dieser Gigantomanie“, wirkt Regisseur Peter Wagner ziemlich erschlagen von all den Bildern, Ideen und technischen Bedingungen rund um die Doppel-Produktion, die diese Woche erstmals in Klagenfurt über die Bühne gehen wird.

„Der 13. Gesang der Hölle“ nach dem „Inferno“ in Dante Alighieris „Göttlicher Komödie“ nennt sich das Doppelstück des burgenländischen Autors und Regisseurs, der damit drei Mal das Wörtherseestadion mit Klaus Littmanns „For Forest“-Installation (Außengesang) und sieben Mal das Theater Halle 11 (Innengesang) bespielen wird. Während der Außengesang als „Sound-Oper für Stadion mit Wald“ konzipiert ist und sich als „rollendes Hörspiel mit optischem Support“ versteht, erzählt Wagner im Innengesang von den Seelen der Selbstmörder und Verschwender, die laut Dante in Bäumen und Gestrüpp eingekerkert sind. Diese Menschen töten selbst ihre Lebensgrundlage, entfremden sich von ihren Wurzeln und verschleudern ihr Glück.

Gesamtkunstwerk

Die beiden Stück-Teile können jeweils einzeln besucht werden, der Doppelpack empfiehlt sich aber als Gesamtkunstwerk aus Raum und Licht, Klang und Sprache, Musik und Geräuschinstallation. Meditative, intensive Klangwelten setzt das Wiener Glasharmonika-Duo (Christa und Gerald Schönfeldinger) in die riesigen Dimensionen des Wörthersee-Stadions – Sphärenklänge, die auch schon bei der Eröffnung der Hamburger Elb-Philharmonie vor zwei Jahren zu hören waren. Als Kontrast dazu wird eine Motorsägensinfonie erklingen, Vogelgezwitscher, Flugzeuggedröhn und ein Ausschnitt aus einer Göbbels-Rede. Vom VIP-Bereich des Stadions aus soll sich beim Blick auf den „For Forest“-Wald eine Sogwirkung ergeben, wie sie der italienische Renaissance-Maler Sandro Botticelli in seinem Bild von Dantes Inferno erreicht hat: „Der sich nach unten verjüngende Trichter ähnelt der Stadion-Architektur“ (Wagner). Während der Wald im Stadion ein nicht begehbarer Außenraum ist, wird er im Theater zum Innenraum, thematisiert mit Schauspielern das, was sich darin abspielen könnte.

„Ich habe das Gefühl, ich führe einen Dialog mit einem stummen Riesen“, meint Peter Wagner nachdenklich angesichts der Wucht des Themas und der Sportarena. Antworten kann sich das Publikum ab Donnerstag dann selbst geben.