"Hände weg von Allem", heißt das neue Fuzzman-Album, das am 3. Mai erscheint. Geht’s um Musik, hat sich Herwig Zamernik noch nie daran gehalten. Der Kärntner in Wien ist Generalist: Musiker, Komponist, Produzent, Tonstudio-Besitzer. „Immer und überall“, wie er sagt. „Durch die Abwechslung wird mir nicht langweilig, das eine hält das andere davon ab, träge zu werden.“
Also kein Lotterleben, das der Naked Lunch-Bassist (Jahrgang 1973) führt. Vielleicht gerade deshalb hat er 2012 das „Lotterlabel“ gegründet. „Ich wollte musikalisch und auch textlich weiter ausholen. Ein Label zu suchen, das solche karrieristische Harakiri-Haken mit schlägt, war zu mühsam und wohl auch nicht zu finden.“

Seit vier Jahren ist Stefan Redelsteiner mit an Bord, 50-Prozent-Labeleigentümer und für das Management verantwortlich. Von dem Kind „aus einem Gemeindebau in Wien-Floridsdorf“ kam der Anstoß, ein reguläres Plattenlabel auch für andere Künstler zu sein. Und aus Zamerniks ursprünglichem Selbstzweck ist inzwischen ein Garten für den heimischen Musik-Underground gewachsen, in dem wertvolle Pflanzen wie Voodoo Jürgens und – ganz aktuell – Pauls Jets wachsen und gedeihen können. Auch Naked Lunch („Eine Geschichte, die sich immer wieder neu erfinden muss“, O-Ton Zamernik) sind zum Lotterlabel gewechselt, in diesem Jahr soll auch von ihnen neue Musik erscheinen.

„Wir halten unsere Lotter-Herde bewusst klein und begleiten sie so gewissenhaft wie möglich. Von der Produktion bis zur Promo und hin zum Tourbooking passiert alles auf unserer Ranch“, sagt Zamernik. Die Ranch, das ist ein Rock’n’Roll-Büro in Wien mit Proberaum, Aufnahmestudio, Lager und Bookingagentur. „Die meiste Arbeit mach ich am Ende des Tages doch von daheim, da kann ich mich im Zweifel besser konzentrieren“, erzählt Redelsteiner. Als „tagtägliches Improvisieren“ beschreibt der 100-prozentige Beatles-Fan seinen Job.

Das Wanda-Wunder

Erfahrung hat der 1982 geborene Redelsteiner inzwischen genug gesammelt. Und er weiß, wie Erfolg klingt: 2007 hat der Studienabbrecher und Nicht-Musiker „Problembär Records“ gegründet und darauf das erste Album von Wanda veröffentlicht und war auch ihr Manager. Die Combo schreibt mittlerweile Musikgeschichte. Zu Redelsteiners ersten Entdeckungen gehört auch Nino Mandl („Der Nino aus Wien“). Irgendwann sei Redelsteiner dann aber alles „zu größenwahnsinnig und verrückt“ geworden, weshalb er sich 2016 mit Herwig Zamernik zusammengetan hat, den er schon länger vom „Hallo sagen“ gekannt hat. Quasi als Einstiegsgeschenk brachte er den Liedermacher David Öllerer alias Voodoo Jürgens mit. Der Niederösterreicher landete gleich in der ersten Woche an der Spitze der Charts. „Hat also nicht wirklich geklappt, dem Größenwahn zu entfliehen.“

Herwig Zamernik und Stefan Redelsteiner bringen mit ihrem Independentlabel einen speziellen Sound in die Hörer-Landschaft. Es ist ein Gegenentwurf zum Mainstream-Radio, ein Raum für poetische Freiheiten und ein Beweis, dass Österreich und Pop sehr wohl zueinanderpassen. Redelsteiner: „Ich denke, ich bin hierzulande einer der wenigen, die so etwas wie einen roten Faden, eine Philosophie in ihrer Arbeit haben. Die drei Kriterien für mich: Songwriting, Emotionalität, Persönlichkeit.“

Konzert-Tipp.

Fuzzman stellt sein neues Album live vor, unter anderen in:

Klagenfurt (Theaterhalle 11), 21. April,

Graz (PPC), 16. Mai,

Wien (WUK), 18. Mai