Diese Nachricht wird für Bestürzung unter den heimischen Pop- und Indiemusikfans sorgen: Das österreichweit beliebte "Acoustic Lakeside Festival" wird im Sommer 2019 nicht stattfinden. Der gleichnamige gemeinnützige Verein hat Ende 2018 beschlossen, die Veranstaltung 2019 auszusetzen. Finanzielle Probleme fallen als Ursache aus. "Was für einen Kulturverein natürlich nicht üblich ist, ist dass wir auch wirtschaftlich erfolgreich sind“, bestätigt Raphael Pleschounig, Gründervater des Festivals und Obmann. Letztes Jahr habe man sogar einen Teil der Einnahmen an ein muskelerkranktes Mädchen gespendet. Auch mit den Anrainern gäbe es keine Probleme: "Während andernorts Beschwerden über die Lautstärke oder über auffällige Gäste vermerkt werden können, stehen die Einwohner von Sittersdorf vor dem Gelände und fragen, wo sie unterstützend anpacken können."

"Wir haben unser Festival immer mit einer Riesenfreude und Detailverliebtheit, aber operativ ohne weiten Ausblick entwickelt", erklärt Pleschounig. Man habe 2006 als Eintagesveranstaltung begonnen, sei dann aber rasch zu einem Fixpunkt in der österreichischen Kulturszene geworden. Das auf 3.000 Karten reglementierte Kontingent war stets nach wenigen Stunden ausverkauft. Bei dem rasanten Wachstum sei allerdings eines zu kurz gekommen: die Weiterentwicklung der Veranstaltungsstätte. "Weil wir derzeit die einzigen sind, die etwas am See veranstalten, müssen wir das Festivalgelände jedes Mal von Grund auf neu aufbauen. Das ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Knochenarbeit", so Pleschounig. "Wir Berufstätigen müssen dafür jedes Jahr über 2 Wochen unseres Urlaubs opfern."

Ein weiterer Knackpunkt sei der Stellplatz hinter dem See. Um das Grundstück, das der katholischen Kirche gehört, weiterhin für gemeinnützige Zwecke nutzen zu können, müsse es neu gewidmet werden.

Das Problem: Bis 2013 befand sich neben dem Sonnegger See ein Blumenerlebnispark. Dessen Betreiberin überließ dem Acoustic Lakeside Festival die gepachteten Flächen als Übernachtungsmöglichkeit. 2013 kam es zur Insolvenz des Blumenparks. Die Gemeinde kündigte den Pachtvertrag. Mit Auslaufen des Vertrags am 31. Dezember 2018 müssen die Festivalveranstalter nun auch die Frage der Unterkunft neu regeln.

Derzeit finden intensive Gespräche zwischen allen Beteiligten statt. "Unser gemeinnütziges Schaffen verfolgt einen regionalen Entwicklungsauftrag. Unzählige abgewanderte Jugendliche finden mit dem Acoustic Lakeside einen Grund, den Bezug zur Heimat nicht aufzugeben. Nun möchten wir den nächsten Schritt machen. So wollen wir beispielsweise auch ein Motor für andere Initiativen sein", erklärt Pleschounig in einer Aussendung. Geht es nach ihm, so soll der Sonnegger See auch von anderen kulturschaffenden Initiativen als Veranstaltungsstätte genutzt werden. "Ideal wäre beispielsweise eine gemeinsame Bühne, die nicht jedes Jahr von neuem auf- und abgebaut werden muss."

"Ich habe höchstes Interesse an der Weiterführung des Festivals", sagt Jakob Strauß, Bürgermeister von Sittersdorf.  Er wünscht sich, dass das Festival auch in Zukunft auf sicherem Boden steht. Dazu gibt es bereits einen einstimmigen Gemeinderatsbeschluss.

Das Vogal soll weiter zwitschern

Laut Pleschounig, der angesichts der Pause seines Herzensprojektes mit den Tränen kämpft, geht es aber um mehr als nur Beschlüsse oder organisatorische Fragen. „Vor allem muss ein Verständnis der Politik für das ehrenamtlich gemeinnützige Schaffen und den Entwicklungswert des Festivals her.“

Schließlich besteht der Verein aus 350 jungen Kärntnern, die in ganz Österreich arbeiten oder studieren - und jedes Jahr voll motiviert für das Festival zurückkehren, und sich somit auch für ihre Region engagieren. "Es gibt einfach nichts Vergleichbares."