Herr Pakesch, die 2015 gegründete Maria Lassnig Stiftung, deren Vorsitzender Sie sind, ist derzeit an einer großen Ausstellung der Künstlerin in der Prager Nationalgalerie beteiligt.
Peter Pakesch: Die Schau war zuvor in der Tate Liverpool, in Essen, Aalborg und Warschau zu sehen. Kurator Adam Budak hat sie für Prag wesentlich erweitert. Vor allem um das filmische Werk, das in großen Projektionen und nicht nur auf kleinen Monitoren zu sehen ist.

Welchen Anteil haben Werke aus den Stiftungsbeständen?
An die 80 Prozent. Wir sind in der glücklichen Lage, auf so viele Gemälde und Grafiken von erstklassiger Qualität zugreifen zu können, um parallel mehrere Retrospektiven bestücken zu können.

Die Stiftung finanziert sich aus dem Verkauf von Werken?
Ja. Aber es gibt strenge Auflagen und einen unantastbaren Kernbestand. Wir verkaufen am liebsten an Museen. Es ist uns ein großes Anliegen, die Position von Maria Lassnig in wichtigen Häusern zu stärken. Aber auch an seriöse Sammler verkaufen wir. Was wir nicht tun, ist das Beschicken von Auktionen.

Und wofür gibt die Stiftung ihr Geld aus?
Wir publizieren, unterstützen Ausstellungen und vergeben Forschungsstipendien. Es gibt ja noch viel aufzuarbeiten. Auch die Erstellung des Werkverzeichnisses ist in jeder Beziehung aufwendig. Alle zwei Jahre verleihen wir den mit immerhin 50.000 Euro dotierten Maria Lassnig Preis. An Künstler/-innen, die bereits ein namhaftes Werk vorweisen können, aber nach Meinung der Jury international bekannter sein sollten. Das machen wir jeweils mit einem anderen Partner, 2019 mit dem Münchener Lenbachhaus. Erste Preisträgerin war im Vorjahr die Britin Cathy Wilkes, Ausstellungspartner war das MoMA PS1 in New York.

2019 wäre Maria Lassnig 100 geworden. Was ist für das Jubiläumsjahr geplant?
Das Hauptereignis ist eine Großausstellung im Amsterdamer Stedelijk Museum. Hier hatte Lassnig schon 1994 eine Personale. Diese Schau geht dann in die Wiener Albertina, wo es bereits im Vorjahr eine auf das grafische Werk fokussierte große Schau gegeben hat. 2019 plant das Lentos in Linz eine Gegenüberstellung von frühen Arbeiten Lassnigs und von Arnulf Rainer.

Rainer und die um zehn Jahre ältere Malerin waren ja in jungen Jahren in Klagenfurt, Wien und Paris ein Paar. Rainer sagt, sie war seine erste Frau überhaupt und sehr fordernd.
Die beiden hatten eine sehr intensive Beziehung. Ob und wie sich das im künstlerischen Schaffen niedergeschlagen hat, soll diese Schau zeigen. Und darüber hinaus über einen einzigartigen künstlerischen Aufbruch im Österreich der Nachkriegszeit berichten.

Bleibt neben der Tätigkeit für die Stiftung noch Platz für andere Projekte?
Der Stiftung gilt natürlich das Hauptinteresse, aber es gibt ein Leben außerhalb von ihr. Ein Projekt, das mir sehr am Herzen liegt und das ich in Graz leider nicht realisieren konnte, ist eine Gegenüberstellung der Werke von Henri Matisse und Andy Warhol. Die beiden verbindet sehr viel. Das zu zeigen, könnte enorm spannend sein.

Wie sind die Realisierungsperspektiven?
Nicht schlecht. Die Prager Nationalgalerie ist als Partner dabei, ebenso die Royal Academy in London.