Embryohafte Figuren sind ein häufiges Motiv im Werk von Bruno Gironcoli, dokumentiert etwa in der raumschiffhaften Monumentalskulptur „Wir Kinder von Villach“, die bald nach dem Tod des Bildhauers vor dem Congress Center seiner Heimatstadt aufgestellt wurde. In der Galerie Freihausgasse erinnert das Motiv zuweilen an die eigene Kindheit des Künstlers, sein nicht ganz angstfreies Aufwachsen im Elternhaus in Villach-Lind, wo sein regimekritischer Vater unter besonderer Beobachtung der Gestapo stand. „Abends wurde oft mit Taschenlampen ins Haus geleuchtet, um zu schauen, ob es irgendwelche konspirativen Treffen gab“, erzählt Galerie-Chefin Edith Kapeller über entsprechende frühkindliche Erlebnisse des österreichischen Biennale-Vertreters von 2003. In seiner mit Swastika-Symbolen versehenen Installation „Kinderwagen und Taschenlampen“ (s. Bild) hat er diese Eindrücke erst spät verarbeitet.
Rund 20 Plastiken und Papierarbeiten hat Kuratorin Bettina M. Busse für „Elements of Sculpture“ zusammengetragen. Einige sind bekannte Arbeiten aus Kärntner Besitz, darunter eine Art Fakirbett von der Galerie Magnet oder das „Kind im Tulpenbeet“ aus dem Ebenauer Schlosspark. „Köpfe“ aus Polyester führen sogar zurück bis zu Gironcolis künstlerischen Anfängen in den 1960er-Jahren, als dieser in der Klagenfurter Galerie Hildebrand seine erste Einzelausstellung hatte. Bald darauf folgte eine Schau in Otto Mauers Galerie nächst St. Stephan, wovon eine Zeichnung aus dem Wiener Dommuseum Kunde gibt. Gironcolis anschließende Karriere als Wotruba-Nachfolger an der Kunstakademie ist in der Ausstellung vor allem dank eines ORF-Porträts aus dem Jahr 1990 präsent, das den später an Krebs erkrankten Künstler noch kraftvoll und mitten im Leben zeigt.
Bereits im Februar folgt im Wiener Mumok ein umfassender Rückblick auf das Schaffen des großen Ästheten und Gestalters abgründiger Fantasien. Die kleine, feine Hommage in der Freihausgasse sollten sich Gironcoli-Fans trotzdem nicht entgehen lassen.