In verlassenen Häusern spukt es, raunt der Volksmund. Verlassene Häuser bedeuten Abwanderung, sagt die Wissenschaft. Verlassene Häuser gehören genützt, erkennen die Kreativen. „Wir bespielen verlassene Häuser temporär“, erzählt die künstlerische Leiterin der Villacher Kulturinitiative schau.Räume, Katrin Ackerl Konstantin. Seit dem Jahr 2011 initiiert sie gemeinsam mit Rosalia Kopeinig in leerstehenden Immobilien legal Projekte, die an gesellschaftlichen Tabus kratzen. In der Vergangenheit beleuchteten sie dabei heiße Eisen wie Migration, Deportation, Feminismus, Queer-Sein und Transkulturalität. Heuer steht von 4. bis 9. Dezember das Konfliktfeld Rassismus im Brennpunkt.
Dazu entwickelte das peruanische Kollektiv Grupo Darte im Sommer, unterstützt von den beiden Masterminds, das Tanztheater „El que no tiene de inga tiene de mandinga“. Das Stück beschäftigt sich ausgehend von der Benachteiligung der indigenen Bevölkerung in der Andenstadt Crusco mit dem Thema Rassismus. Auszüge daraus gastieren nun in der Widmanngasse 30. Guckkastenbühne, fixer Bestuhlung und bürgerlichen Theaterkonventionen darf man jedoch keine erwarten. Vielmehr erwandert sich das Publikum von Guides begleitet das Gebäude. Die einzelnen Zimmer beherbergen neben Bühnenkunst auch Installationen und Videos. Als Höhepunkt von „El que no tiene de inga tiene de mandinga“ könnte sich das Solo von Charlotte Giusti entpuppen, in welchem sich die Tänzerin und Choreografin Identität suchend in die Erde wühlt.
Umrahmt werden die vier Aufführungen von zwei Biografie-Workshops, drei Publikumsgesprächen und einer Lecture. „Uns ist es wichtig, die Parallelen zwischen Peru und Kärnten zu thematisieren“, so Ackerl Konstantin „Die schau.Räume sind ja ein partizipatives Format. Wir laden das Publikum ein, sich aktiv einzubringen.“
Von Ingrid Türk-Chlapek