Die männlichen Mitarbeiter der Firma Kollitsch haben's gut. In einem WC der Klagenfurter Unternehmenszentrale, einst Stabsgebäude der Waisenhauskaserne, verkürzt eine multimediale „Peep-Show“ von Tracey Snelling den notdürftigen Aufenthalt. In einer anderen Installation gewährt die amerikanische Künstlerin voyeuristische Einblicke in die Wohnstube eines Rassisten - zu bestaunen im penibel aufgeräumten Chefbüro, das in Begleitung von Ausstellungsleiterin Magdalena Koschat ebenso betreten werden kann wie alle anderen Räume im „Kunsthaus Kollitsch“.
81 Werke aus der hauseigenen Sammlung und 39 Leihgaben wurden über mehrere Stockwerke verteilt, um „Kunst am Puls der Zeit“ erfahrbar zu machen - zu Themen wie Transgender, Terror oder „Leben im Dschungel des Alltags“. Die internationale Ausrichtung der Schau wird dabei bereits im Eingangsbereich deutlich, etwa in einer Grafik von Evan Roth, die Wischbewegungen auf Smartphones sichtbar macht oder in einem Bild mit ausgelassenen Schulkindern, fotografiert von Pedro Jardime de Mattos im Sudan. Neben renommierten Namen der internationalen Kunstszene - Cédric Eisenring, Thomas Rentmeister, Antonio Girbés oder Caroline Wells Chandler - sind auch etliche heimische Größen vertreten, darunter Hans Bischoffshausen, Valentin Oman, Bruno Gironcoli, Gernot Gleiss oder Nina Rike Springer, die in ihrer humorvollen „Faltenserie“ Menschen in unterschiedlichsten Verstrickungen zeigen.
Doppelbödige Ironie scheint überhaupt ein bestimmendes Merkmal vieler Objekte des Sammlerehepaares Sigrun und Günther Kollitsch zu sein. So empfängt den Kantinenbesucher eine maskierte Geschäftsfrau, die mit ihrer Maschinenpistole augenzwinkernd auf heutige Geschäftspraktiken anspielt. Titel des Bildes von Jon Shelton: „Make your next business meeting a success“. Auch ein Video mit „Conan“ Arnold Schwarzenegger (Ulu Braun) oder der Überrest einer mittlerweile abgebauten Minigolf-Anlage, die bis vor Kurzem die Anrainer des Kunsthauses erfreute, zeugen von einem ausgeprägten Sinn für Leichtigkeit. Als Hindernis für ihren Parcours suchte sich die Berlinerin Ina Weber die Klagenfurter Hypo-Zentrale aus - an deren Errichtung die Firma Kollitsch offenbar nicht beteiligt war.
Detaillierte Hinweise zu den einzelnen Exponaten liefern ein handlicher Katalog sowie eine eigene App.