Gott ist tot, schrieb bereits Friedrich Nietzsche. „Wir haben ihn getötet, wir sind seine Mörder.“ Der burgenländische Regisseur und Autor Peter Wagner geht in seinem Mysterienspiel „Nebochantnezar oder Die Magie des Presslufthammers“ der Frage nach, ob Gott tatsächlich tot oder noch zu retten ist. Und ob ein Sterblicher überhaupt ein unsterbliches Wesen auslöschen kann.
Auf dem Weg ins Jenseits findet sich der verstorbene Versager Michael Wurm (Michael Kuglitsch) in einer Zwischenwelt wieder, wo sich der Schöpfer (Gernot Pfiff) und der Teufel (Oliver Vollmann) um seine Seele streiten und die Melancholie (Angie Mautz) zwischen den beiden Parteien zu schlichten versucht. Eigentlich ein klarer Fall für Gottes Gericht. Doch der kraftlose Himmelsvater entspricht so gar nicht der gängigen Vorstellung des Allmächtigen. Er lässt sich vom Beelzebub provozieren: Jeder Sterbliche sehe sich als Mittelpunkt der Welt, daher sei die Schöpfung misslungen. Zum Gegenbeweis schickt Gott den Verstorbenen ins Leben zurück. Er ist davon überzeugt, dass sich der Nebochant nicht mit ihm auf eine Stufe stellen wird. Doch der göttliche Plan endet in einem Desaster. Mit Unterstützung des Teufels entwickelt sich Wurm nicht nur zum skrupellosen Geschäftsführer eines Waffenunternehmens, sondern überwindet auch seine Sterblichkeit und verstößt den Allmächtigen von seinem Thron.
Ein irrwitziges Mysterienspiel des klagenfurter ensembles, das gegen Ende hin etwas ausufert, aber viele Parallelen zur Gegenwart erkennen lässt: ob Klimawandel, Unsterblichkeit oder der Größenwahn despotischer Führerpersönlichkeiten. Eine klug geführte Lichtregie und die Musik von Stefan Gfrerrer unterstreichen die düster-andächtige Atmosphäre.
Ein Höhepunkt ist Oliver Vollmann in der Rolle des Teufels.
Weitere Vorstellungen: 28. Okt., 1. bis 4., 7., 8., 10., 11. Nov., 20 Uhr. Theater Halle 11, Messegelände Klagenfurt. Tel. 0463 310 300
Von Julia Braunecker