Komödie oder Endzeit-Epos? Leichtfüßig soll es jedenfalls daherkommen, das Mysterienspiel in der Tradition eines „Jedermann“, und schwergewichtig soll es sein in seiner Aussage: „Jeder Nebochant glaubt, dass er ein Nebukadnezar werden könnte“, sinniert Peter Wagner über die Hybris des Menschen, der glaubt, sich mit Gott auf eine Stufe stellen zu können.

Der burgenländische Autor und Regisseur, schon lange dem klagenfurter ensemble verbunden (zuletzt mit „Aus“ von Alois Hotschnig), sorgte kürzlich mit seinem Theaterstück über die 71 toten Flüchtlinge in einem Kühl-LKW bei Parndorf für Aufsehen. Nun legt er mit „Nebochantnezar oder Die Magie des Presslufthammers“ ein Werk vor, das tief in biblischen Erzählungen und mittelalterlichen Mythen gräbt (Premiere: 25. Oktober, Theater Halle 11).

Der Mensch ist buchstäblich ein Wurm: Michael Wurm, soeben verstorben (Michael Kuglitsch), erhält von Gott, dem „Allgenügenden“ (Gernot Piff), eine zweite Chance und wird zurück ins Leben geschickt. Der „CEO Beelzebub“ (Oliver Vollmann) hat dabei natürlich auch seine Finger im Spiel und „upgraded“ den Wurm-Nebochantnezar zu scheinbarer Allwissenheit. Doch nicht nur der Teufel bemüht sich um die Seele des Nebochanten, auch die Melancholie (Angie Mautz) spielt in diesem Machtkampf eine wesentliche Rolle. Themen wie Unsterblichkeit, Klimawandel und Biowissenschaften werden vor alttestamentarischem Hintergrund abgehandelt, „so philosophisch wie gewalttätig wie poetisch“, was für Peter Wagner „eine Art Krönung“ seiner Arbeit, mit „den Schauspielern, für die ich es geschrieben habe“, sein wird.
„Nebbich“, so der jiddische Ausdruck für „unwichtig“, „kleinkariert“ oder auch „ein Schnorrer“, ist der Mensch, ein Wurm im Staub, so wie der größenwahnsinnige babylonische König Nebukadnezar, der auch als „Nabucco“ in der (Opern-)Literatur bekannt ist.


Nicht lumpen lassen will sich diese jüngste Produktion des ke-Theaters, die auf Lichteffekte, eine Ausstattung von Bella Ban und die Live-Musik von Stefan Gfrerrer setzt. „Sinnlichkeit ist das Schlüsselwort“ erlaubt Autor und Regisseur Wagner einen Blick hinter die Kulissen des „dystopischen Lustspiels“, das ohne Pause rund zwei Stunden dauern wird. Ob Komödie oder Endzeit-Epos wird das Publikum entscheiden.