Es war ein Abend der kollektiven Selbstversicherung: Woher kommen wir? Wer sind wir? Und: Wohin gehen wir? Der französische Maler Paul Gauguin stellte diese Fragen in einem seiner berühmtesten Gemälde. Der italienische Rock-sei-bei-uns Ligabueverhandelte Montagabend (23. Oktober) im Sportpalast "PalaRubini" in Triest mit 5000 Fans eben diese Fragen. Die Antwort: "Made in Italy" - wie Ligabues Tour, neues Album und auch der gleichnamige Film sinnigerweise heißen.
Wenn alles mitsingt, alles steht und jede Textstrophe sitzt, hat man als Musiker etwas richtig gemacht. Ligabue ist ein italienisches Nationalheiligtum der Rockmusik, er gehört zu "Bella Italia" wie Pizza, die Squadra Azzurra oder Sophia Loren. Sein neues Album ist noch ziemlich frisch und doch war der Saal unheimlich textsicher. Schön wie die Sonne, wie ein Zug, der niemals stehen bleibt, wie ein Zug, der niemals pünktlich ist. Das alles lasen 5000 leidenschaftliche Italiener von Ligabues Lippen. Und bei Balladen wie "Un vita da mediano" war man sich ganz sicher, was es heißt, Italiener zu sein. Ganz groß im Gefühl, leidenschaftlich im Moment. Luciano Ligabue - Rockstar, Regisseur und Schriftsteller - erzählt von den Dingen, die wichtig sind im Leben. Auch wenn es schwierig wird. Und "tu ti giri", du dich drehst, und weiter lachst. "A modo tuo" - auf deine Art. Wie der Held dieses Abends selbst, der sparsame Rockstar, dessen Fingerzeig für einen Sturm im Sportpalast reicht. Dessen rauchige Stimme alle eint und für diesen einen magischen Moment die Zeit außer Kraft setzt. Es ist nicht "woher", "wer" und "wohin" - es ist hier und jetzt und wir. Ligabue und wir, der händeschüttelnd alle mit dem Gefühl zurücklässt, Italiener zu sein. Oder einer sein zu wollen.