Ryszard Kapuściński, Zeruya Shalev oder Clemens J. Setz stehen hinter ihr im Bücherregal. Und natürlich ihre eigenen zwei Romane. Nava Ebrahimi war – nach etlichen Konzerten zwischen Blues und Klassik - gestern die erste Autorin, die unsere Leserinnen und Leser online zu einem Wohnzimmer-Event der Kleinen Zeitung lud.
Vor der Lesung erzählte sie ein bisschen von sich: Dass sie als Dreijährige mit den Eltern aus dem Iran nach Köln gekommen war. Dass sie dort Volkswirtschaft und Journalismus studierte und eine Zeitlang als Redakteurin arbeitete. Und dass sie in Dessau auf dem Weg zu einem Festival an einer Bushaltestelle einen Mann kennenlernte. Der war Grazer.
Seit 2012 lebt Ebrahimi in Graz. „Damals hatte ich ein Baby und keinen Job. Und noch keine Freunde und keine Ablenkung. Also begann ich, jenen Roman zu schreiben, den ich schon mit 20 beginnen wollte“. „Sechzehn Wörter“ sei also auch so etwas wie ein „Grazer Baby“, sagte die 41-Jährige und las zunächst aus dem Band von 2017, für den sie den Debütpreis des Österreichischen Buchpreises sowie den „Morgenstern“-Preis des Landes und der Kleinen Zeitung erhielt. Und danach aus ihrem 2019 erschienen Buch „Das Paradies meines Nachbarn“. Hier wie da geht es mit unterschiedlichen Zugängen um das Daheimsein in der Fremde, über das Ebrahimi sensibel, weit- und tiefblickend schreibt.
Wie auch in den aktuellen Corona-Tagebüchern für das Literaturhaus Graz, aus denen Nava Ebrahimi abschließend vorlas. Es sei für sie – wie das Wohnzimmer-Event – derzeit eine der wenige Möglichkeiten, in diesen schwierigen Zeiten Aufmerksamkeit für ihre Arbeit und ihre Bücher zu bekommen.
Sechzehn Wörter. Berliner Taschenbuch-Verlag, 320 Seiten, 18 Euro.
Das Paradies meines Nachbarn. Berliner Taschenbuch-Verlag, 224 Seiten, 20 Euro.
Nava Ebrahimi ersucht um Spenden für den Interkultur-Verein Ikemba in Graz. IBAN: AT50 3843 9000 0525 0675
Michael Tschida